Prof. Wim Westerveld


Statement

Typografie ist Schreiben mit vorgefertigten Buchstaben, eine »praktische« Tätigkeit, die auch Gegenstand von Reflexion und Diskussion ist. Die Verflechtung von Theorie und Praxis war jahrhundertelang ein wesentliches Kennzeichen der Typografie. Gute Typografie beruhte auf dem kombinierten Wissen von Gestaltern, Setzern und Korrektoren. Das führte zu Erfahrungsregeln, die heute immer noch wertvoll und sinnvoll sind. Durch neue Techniken und Lesegewohnheiten muss die Bedeutung dieser Erfahrungen überdacht werden. Wir erleben eine eingreifende Umwandlung, die noch lange anhält und von gravierenden Entwicklungen in der Gesellschaft begleitet wird. Robin Kinross schrieb in 2002: »die jüngste Digitale Revolution ist in mancher Hinsicht eine Wiederholung der ersten 150 Jahre der Druckpraxis.«
Wenn das so ist, gibt es Grund zur Optimismus. Die Typografie kann, durch ihre Verbundenheit mit Inhalten, an erster Stelle mitwirken wenn Veränderungen bekundet werden. Dann muss sie auffallen, reizen, irritieren. Sie hat aber auch eine intrinsische Funktion: Mitteilungen harmonisch und lesbar gestalten.



Wim Westerveld studierte Grafische Gestaltung und Typografie an der Hogeschool voor de Kunsten in Arnhem. Von 1985–92 arbeitete er bei den Amsterdamer Gestaltungsbüros BRS Premsela Vonk (heute Eden-Spiekermann) und Total Design, und als Gastprofessor Typografie an der Kunsthochschule Utrecht. In 1993, zog Westerveld nach Berlin. Er war Mitgründer der Agentur de blik und arbeitete mit Matthias Wittig zusammen unter dem Namen fernkopie. Ihre Buchgestaltung wurde mehrfach ausgezeichet bei der »Stiftung Buchkunst« und »Stichting Best Verzorgde Boeken«. Nach dem Umzug nach Amsterdam im Jahre 1999 wurde er Partner im Gestaltungsbüro Neon und hat er seine Zusammenarbeit mit fernkopie fortgesetzt.
Wim Westerveld ist Co-Autor mehrerer Publikationen über Gestaltung. Im Herbst 2008 bekam er die Professur »Typografie und Schriftgestaltung« an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seitdem arbeitet und lebt er in der deutschen Hauptstadt.