Projekt
Fast Forward
Grafikdesign im Zeitalter des Technokapitalismus:
Die Pflege von Ideen inmitten der Beschleunigung
In der dynamischen Welt des Grafikdesigns haben der unaufhaltsame technologische Fortschritt und die vorherrschende Kraft des Kapitalismus einen Paradigmenwechsel erzwungen. Dies erfordert von Gestalter*innen, schneller zu arbeiten und innovative Ansätze zu verfolgen. Die kontinuierliche Nachfrage nach Neuheiten hat die Designprozesse erheblich beschleunigt und eine immer flüchtigere Landschaft geschaffen. Im Gegensatz zu den Designbewegungen des 20. Jahrhunderts, die Zeit hatten, sich zu entwickeln und zu etablieren, müssen Gestalter*innen heute in einem ständigen Strom von Trends und kurzlebigen Konzepten navigieren. Hinzu kommt die Überflutung mit einer Vielzahl von Möglichkeiten, Tools und Typefaces. Wie können wir uns inmitten dieses Überangebots behaupten und erfolgreich arbeiten?
In diesem Semesterprojekt untersuchen wir die Auswirkungen der beschleunigten Entwicklungen auf euch, Studierende der visuellen Kommunikation. Es geht um eure Zukunft! Soziale Medien und künstliche Intelligenz greifen stark in den Designprozess und die Arbeitsmethoden ein.
Unser Ziel ist es, trotz dieser Herausforderungen sinnvolle Ideen zu entwickeln und die Grafikdesign-Community zu bereichern. Dafür laden wir Expert*innen ein, besuchen eine Ausstellung sowie zwei Grafikdesign-Archive (die Kunstbibliothek und die Akademie der Künste). Basierend auf diesen Erfahrungen erstellen wir eigene Stellungnahmen und visualisieren sie in Form von Publikationen wie Cahiers, Zines, Pamphlete oder Plakaten, wobei die Typografie im Fokus steht. Das Endergebnis kann auch eine Interaktion zwischen Digital und Print sein.
Zu untersuchende Fragen
– Was können wir aus vergangenen Designbewegungen lernen?
– Gibt es alternative Designansätze, die inmitten des rasanten Tempos des Technokapitalismus auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit setzen?
– Wie lässt sich die Designausbildung so gestalten, um Studierenden Fähigkeiten mitzugeben, in einer sich ständig verändernden Gestaltungslandschaft zu überleben?
– Wie können Gestalter*innen selbst dazu beitragen, die Langlebigkeit des Designs sicherzustellen?
– Wie können Gestalter*innen eine Balance zwischen Trends und zeitlosem Design finden?
Vertiefungskurs mit Constanze Hein, 11. Dezember bis 12. Januar
In diesem Vertiefungskurs habt ihr die Möglichkeit, die Ergebnisse eurer Recherchen zu verschiedenen Themen, wie beispielsweise Schriften oder Persönlichkeiten, in typografische Druckergebnisse zu übertragen. Bei der gestalterischen Umsetzung werden wir historische Plakatschriften von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Vergangenheit (!) einbeziehen und neu interpretieren.
Constanze Hein beschäftigt sich mit der Erforschung des Themas Beyond Commercialized Design, einem Konzept, das über die ausschließliche Betonung kommerzieller und gewinnorientierter Aspekte des Designs hinausgeht.
Es beinhaltet eine experimentelle und sozial bewusste Herangehensweise an den Designprozess, die Kreativität, Innovation und den sinnvollen Ausdruck.
Sie interessiert sich besonders dafür, wie sich Design mit anderen Bereichen überschneidet, um innovative Lösungen hervorzubringen.
https://constanzehein.de
Literatur und Filme
– László Moholy-Nagy. Dynamik der Großstadt. Skizze zu einem Filmmanuskript, in: Bauhausbücher 8, München 1925, S. 116f.
– László Moholy-Nagy. Dynamik der Großstadt. Typofoto-Filmentwurf
– Armen Avanessian. #Accelerate. The Accelerationist Reader
– Nick Srnicek und Alex Williams. Akzelerationistisches Manifest,
In Postcapitalism and a World without Work.
– Alessandro Ludovico. Post-digital-Print.
– Martin Conrads, Franziska Morlok; War Postdigital besser?
– Freek Lomme (Ed.), Can you feel it? Set margins. Effectuating tactility and print in the contemporary.
– Rebecca Stephany. Glossary of Undisciplined Design
– Why Graphic Designer Sven Tillack Likes to Work Very, Very Slowly. In: Eye on Design, Emerging Designers, May 2017
– Walter Ruttmann. Berlin, Symphonie einer Großstadt (1927),
– De prijs van AI (Der Preis von KI), Dokumentarfilm VPRO
Ausstellungen
Hej Rup! Die Tschechische Avantgarde, im Bröhan Museum (Exkursion in Oktober)
Links zum Lesen
https://schlaufen-verlag.de/blog/signal-kommt (TEMPO TEMPO TEMPO)
https://bjornmeansbear.medium.com/slowing-down-graphic-design-44e00ea9af2e
https://eyeondesign.aiga.org/why-graphic-designer-sven-tillack-advocates-going-slow/
https://designobserver.com/feature/in-praise-of-slow-design/3947
https://valiz.nl/en/publications/slow-spatial-reader
http://www.gerdabreuer.de/publikationen.html#womaningraphicdesign