Spread the News!
Spread the News!
Simone Schöler, Steffen Schuhmann, Wim Westerveld
Aufgabe
Wir werden eine Zeitung gründen: Ziel ist die Erarbeitung einer »Nullnummer« bis zum Ende Wintersemesters 2015 / 16.
Hintergrund
Diese Zeitung wird sicherlich keine Tageszeitung sein, die man morgens aus dem Briefkasten holt. Wenn von der Krise der Zeitungen die Rede ist, geht um die Probleme, die Tageszeitungen haben, weil ihnen das Anzeigengeschäft weggebrochen ist.
Jenseits davon gibt es aber eine Fülle journalistischer Formate, die über mangelnden Zuspruch nicht zu klagen brauchen. Dazu gehören Podcast wie »This American Life«, die die Grenze zwischen Print und Radio verwischen oder die Online-Zeitung Huffington Post, die inzwischen von AOL übernommen wurde. Auch jenseits der digitalen Sphäre gibt es interessante journalistische Projekte. In der Schweiz erscheinen seit 2011 zweimonatig die »Reportagen« und bieten damit vielen Autoren eine neue Heimat, seit die Neue Züricher Zeitung dieses aufwendige Textformat nur noch in ihrer Wochenendausgabe veröffentlicht. Daneben gibt es Zeitungen als politische oder soziale Projekte. So zum Beispiel die 2003 gegründete Grazer Wandzeitung, die an der Schnittstelle zwischen Kunst und Berichterstattung im öffentlichen Raum agiert. Jeder kennt Obdachlosenzeitungen, aber kaum eine ist so erfolgreich wie die »Zeitung der Straße« aus Bremen – und das hat mit viel mit Konzeption und Design zu tun. Bürgerjournalismus ist dabei nicht länger etwas für die Nische: The Guardian experimentiert mit » The Guardian Witness« mit partizipativen Formaten.
Nicht alle Zeitungsprojekte sind Erfolgsgeschichten. Der Scheinschlag war eine Berliner Stadtzeitung, die sich kritisch mit Stadtentwicklung, Kultur und gesellschaftlichen Wandel in Berlins Innenstadt beschäftigte. Das Basis-Layout hatte cyan entworfen, namhafte Autoren, Fotografen und Comiczeichner (Ulli Lust, Mawil, Jens Harder usw.) arbeiten oft ehrenamtlich zu. Der scheinschlag erschien in einer monatlichen Auflage von 25.000 Exemplaren. Als bis 2007 nicht passierte, was die Zeitung an die Wand gemalt hatte – massiv steigende Mieten und soziale Segregation in Berlin – und die Finanzierung schwierig wurde, stellte der Scheinschlag sein Erscheinen ein.
Zeitungen können scheitern. Aber im Wintersemester 2015/16 werden wir eine Zeitung gründen.