Prof. Werner Liebmann


Statement

Ein Künstler fungiert als Filter. Der Fotograf zum Beispiel hält Wesentliches fest, indem er mit der Kamera darauf zielt, es abbildet und in eine andere Umgebung bringt. Da wieder erkennbares Tatsächliches zu belegen scheint, wird jede "ungewöhnliche" Darstellung in der Fotographie zur Faszination angesichts der Realität. Wenn ein Maler nach wie vor mit der weißen Leinwand beginnt, stellt sich die Frage, ob er dabei erfindet, oder ebenfalls Material von realer Herkunft verarbeitet.
Abstrakte Malerei verstand den Schaffensprozeß ja als Parallele zum Werden in der Natur. Jedoch ist Output nicht ohne Input möglich.
Selbst wenn wir Einstein oder der abstrakten Malerei Erkenntnisse verdanken,
die wir vorher nicht hatten, so waren die zugrunde liegenden Sachverhalte auch vor ihrer Entdeckung anwesend.
"Neues" entsteht durch Verschiebung, Koppelung und Variation von gesehenen oder verstandenem. Mit der Malfläche als Experimentierfeld wird das Bild zum Nebenprodukt innerhalb eines Erkenntnisprozesses und verliert nach gefundenem Ergebnis seine Bedeutung für den Maler. Das bildnerische Verfahren bleibt jedoch in seiner ästhetischen Dimension sichtbar, so dass der Wertverlust den Betrachter nicht trifft.