Lehrangebote

Prof. Dr. Zane Berzina

BA/MA Produkt-Design , BA/MA Textil- und Material-Design

Materialität und sensorische Forschung

Betreuung: Prof. Dr. Zane Berzina, Veronika Aumann, Julia Wolf

„Wir sind soziale Wesen, und wir kommunizieren mit und durch unsere Sinne. Lange bevor wir rationale Wesen sind, sind wir schon sinnlich erfahrende Wesen. Leben ohne Sinne macht keinen Sinn.“1
Anthony Synnott, Centre for Sensory Studies (Montreal)


Materialien machen unsere Ideen und Konzepte greifbar. Es sind zuerst die physischen Komponenten, durch die Produkte gebildet und definiert werden, und ihre Wirkung und Funktion sind unmittelbar von diesen Materialien bestimmt. Designer haben die Rolle von Vermittlern zwischen Ideen und Materialien, aber auch zwischen technischen Innovationen und menschlichen Bedürfnissen. Dabei konnten wir schon immer ziemlich gut die „leistungsrelevanten Identitäten“2 (Enzo Manzini) von Materialien erfassen, auf der Grundlage entweder ihrer Beschreibung durch Materialwissenschaftler oder – im besten Falle – unserer eigenen Erfahrung. Aber was wissen wir eigentlich genau über das Potential und die Grenzen der ästhetischen, sensorischen und emotionalen Seite von Materialien, die für ein erfolgreiches Produkt oder Artefakt so entscheidend ist?

Dieses Projekt setzt sich mit designbezogener Materialforschung auseinander, mit besonderem Fokus auf der sensorischen Designforschung und -entwicklung. Wir werden versuchen, die innere Logik des Materials zu erfassen, die verborgene Natur der Materie, und dafür einzelne Materialien gründlich studieren, um ihr Potential auch wirklich nutzen zu können. Wenn wir ausgewählte Materialien zweckmäßig einsetzen wollen, müssen wir ihre Möglichkeiten und Grenzen verstehen. Während des Semesters soll deshalb eine eigene sensorische Forschungs- und Versuchsanordnung definiert und umgesetzt werden, aus der ein singuläres sensorisches Objekt hervorgeht, das neue, multi-sensuelle Erfahrungen ermöglicht.

In der ersten Phase des Projekts stehen Workshops und Vorträge mit Experten im Mittelpunkt, sowie die individuelle intensive Erforschung ausgewählter Materialien und ihrer sensorischen Eigenschaften. Für ihre Bearbeitung und Manipulation kommen sowohl High- als auch Low-Tech-Methoden infrage.

In der zweiten Projektphase steht die Entwicklung eines sensorischen Artefakts im Vordergrund, verbunden mit den folgenden Aufgabestellungen:

- Entwicklung von Werkzeugen, um die Bandbreite der sensorischen, emotionalen und expressiven Eigenschaften eines Materials klar zu vermitteln.
- Erarbeitung einer konkreten Anwendung auf Prototyp-Ebene als Ergänzung der sensorischen Materialexperimente.

Das Projekt findet statt im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Smart Tools for Smart Design“ (Intelligente Werkzeuge für intelligentes Design), das wiederum ein Teilprojekt von „smart³ | materials - solutions - growth“ bildet. Eingebunden sind das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) Dresden, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) Potsdam-Golm und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) Dresden. Diese Forschungsinstitute werden das Projekt mit ihrer Expertise unterstützen und eine Auswahl verschiedener in ihren Laboren entwickelter formverändernder Materialien zur Verfügung stellen, insbesondere:

- thermische Formgedächtnislegierungen
- dielektrische Elastomere
- piezoelektrische Keramik

Studierende, die sich für formverändernde Materialien interessieren, können somit auf ein weitreichendes Experten-Netzwerk zurückgreifen, alternativ besteht aber auch die Möglichkeit, mit einem anderen Material der Wahl zu arbeiten.


Start Termine + Projektbegleitende Workshops und Exkursionen:

13. April 12 Uhr @ Flughalle
Projektvorstellung

14. April 15 Uhr @ A2.05
Erstes Projekttreffen mit anschließenden Vortrag von Marco Canevacci / Plastique Fantastique um 17 Uhr

16. oder 17. April
Hannover-Messe (Hannover)

20.-22. April
Masayo Ave (Deutschland/Japan)
Sensorische Forschung → sensorisches Design Lexikon

Den Studierenden werden Designmethoden vermittelt, wie aus einer sensorischen Forschung heraus ein einzelnes sensorisches Artefakt entwickelt werden kann. Die Studierenden setzen diese Methode mit eigenen Experimenten um. Dabei sollen sie zur Gestaltung eines Objekts kommen, das dem Betrachter neue sensorische Erfahrungen vermittelt, ohne auf Worte zurückzugreifen.

27.-29. April
Veronika Aumann & Julia Wolf mit Paula van Brummelen

Gestaltung der vierten Dimension – Zeit: die Herausforderung von aktiven / reaktiven formverändernden Materialien
Dieser Workshop bietet eine praxisbezogene Einführung in „smart³“-Materialien mit Formveränderungseigenschaften. Das Ziel ist, ihr multi-sensorisches Potential und ihre möglichen Einsatzfelder zu erforschen, vor allem über ihre Manipulation und ihre Einbettung in verschiedene Strukturen und/oder Szenarien.

4.-6. Mai
Prof. Mark Miodownik, The Institute of Making (UK)
Sensorischer Workshop – Entwicklung einer Materialsprache über Objekte, als Basis technischer Kollaborationen

Die Studierenden werden in die Methode des Institute of Making eingeführt, mit der Entwicklung einer Materialsprache über Objekte eine neue Basis für technische Kollaborationen zu schaffen. Bei den Objekten handelt es sich um isomorphe Sets materieller Stimuli, die als Mittel dienen können, um die disziplinäre Kluft zwischen Designern und Materialwissenschaftlern zu überbrücken.

7. Mai
Techtextil (Frankfurt/Main)

12. Mai
1. Zwischenpräsentation (Projektidee)

16. Juni
2. Zwischenpräsentation (Work-in-Progress)

18./19. Juli
Ausstellung Rundgang



Literatur:
1. Synnott, Anthony, The Body Social: Symbolism, Self and Society. London, New York: Routledge, 1993, S. 128

2. Manzini, Enzo, The Material of Invention, Cambridge: MIT Press, 1989

Sommersemester 2015

2. Studienabschnitt

Wochentag(e) : Mo + Di

Turnus : wöchentlich

Zeit: 10.00 h – 18.00 h

Beginn : 13.04.15

Ende : 18.07.15

Ort : Textil, A2.05


Teilnahme (Pflicht / Wahlpflicht / Wahl) : Wahlpflicht

Anmeldung : am 13.4. um 12 Uhr in der Flughalle

Teilnehmerzahl : 8 (0)

Creditpoints : 18