Close your eyes: Bild und Ton, Raum und Ton
Michel Hazanavicius' Stummfilm The Artist (2011), erzählt die Geschichte des gefeierten Stummfilmdarstellers George Valentin, dessen Karriere mit dem Siegeszug des Tonfilms in den späten 20er Jahren ein rasches Ende nimmt. Nachdem ihm sein Produzent eine Probe des neuen Mediums vorgeführt hat, dringen in seine bisher geräuschlose Welt plötzlich und schockartig Töne ein. Sein Alptraum beginnt mit dem Whiskyglas, das zu seiner Bestürzung ein Geräusch erzeugt, als er es auf dem Tisch abstellt und endet mit einem Blatt, das vom Wind zu Boden geweht wird und mit einem explosionsartigen Knall landet. Die kurze Episode macht deutlich, wie sich eine rein visuelle Erzählung durch den Ton verändert und sie macht vorstellbar, was es umgekehrt bedeutet, auf den Sehsinn reduziert zu sein. Die Umkehrung dieser sinnlichen Einschränkung – nur hören, aber nichts sehen zu können – hat in Klangkunst und Hörspiel ihre Formen gefunden.
In dem Projekt Bild und Ton werden wir nicht nur die Wechselbeziehung zwischen Ton und bewegtem Bild im Spielfilm betrachten, sondern beide Medien und beide Sinne auch voneinander getrennt untersuchen. Wie erzählt der Stummfilm eine Geschichte, wie nimmt jemand die Welt wahr, der nichts hört? Und umgekehrt: Wie orientieren wir uns, wenn wir nur auf den Hörsinn angewiesen sind, welche Vorstellungsbilder lassen sich durch Töne hervorrufen?
Zunächst wird es darum gehen, das Verhältnis zwischen Bild und Ton in kleinen Übungen experimentell zu erkunden, um dann individuelle Projekte zu formulieren. In diesen Projekten können nicht nur bewegte und stille fotografische Bilder, sondern auch Zeichnungen, Plakate, Karten, Diagramme, digitale Anwendungen, Objekte, Interfaces und räumliche Szenarien mit Tönen in Beziehung gesetzt werden. In jedem Fall geht es darum, Arbeiten zu entwickeln, in denen der Ton sich dem Bild nicht unterordnet, sondern eine eigenständige Rolle spielt. Für uns wie für die späteren Hörer/Betrachter gilt es, öfters einmal die Augen zu schließen, genauer hinzuhören und uns über die enorme Bedeutung des Hörsinns für unsere Wahrnehmung und über die gestalterischen Möglichkeiten der akustischen Medien klar zu werden.
• Ergänzend dazu finden eine von den ASV (Autonome Studentische Vorhaben) und Dirk Peuker organisierte Vortragsreihe sowie ein Workshop (max. 15 Teilnehmer, alle Fachgebiete) zum Thema Sound in Sauen statt.
• Der Wahlpflichtkurs »Bewegtes Bild« (16. – 20. April / Beat Brogle), der mit dem Projekt in engem inhaltlichen Zusammenhang steht, ist für die Projektteilnehmer obligatorisch.
• Exkursion nach München (optional)
Ausstellungen Janet Cardiff & Georges Bures Miller und Klang und Stille, beide im Haus der Kunst (www.hausderkunst.de)