Die Känkungen der Menschheit
Nur im Zusammenahng mit Kurs: Entwurf und Konzeption, Wim Westerveld:
https://kh-berlin.incom.org/workspace/1873
Montags 14.00h – 17.00h
Siegmund Freuds Schrift „Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse“ ,von 1917, handelt von den Widerständen gegen fundamentale wissenschaftliche Erkenntnisse, weil sie für die „Eigenliebe der Menschheit“ Kränkungen bedeuteten: die kopernikanische Wende vertrieb die Menschheit aus dem „Mittelpunkt des Weltenalls“, die Darwinsche Abstammungslehre zeigte auf, dass selbst der Mensch aus einer „Tierreihe hervorgegangen“ ist und die Psychoanalyse weist nach, dass das Ich nicht „Herr in seinem eigenen Haus“ ist, weil es nicht über die „unbewussten seelischen Vorgänge“ verfügen kann. Und zu all dem kommt ja auch noch die Sache mit der Sexualität aka Libido dazu.
Jedoch lässt der Text keinen Zweifel daran, dass für Freud „Menschheit“ nicht alle waren. Ausgeschlossen waren nämlich all jene, denen Freud ein so nahes Verhältnis zur Natur unterstellte oder die noch in infantilen Mustern verhaftet dachten, dass sie zu diesen wissenschaftlichen Distanznahmen zu sich selbst und zwischen dem Selbst und seiner Umwelt nicht in der Lage sind. Und dies sind in der Wahrnehmung seiner Zeit und für Freud Schwarze und indigene Personen.
Hat Sigmund Freud also etwas damit zu tun, dass Schwarze Fußballspieler mit Affenlauten rassistisch beleidigt werden oder unser Bild der „Psyche“ eine schlohweiße Frau ist, wo Freud doch Weiblichkeit für einen „dark Continet“ hielt (und ja, ihm bewusst war, dass er zu seiner Zeit damit die Assoziation mit dem afrikanischen Kontinent aufrief)?
In diesem Theorie_Praxis-Seminar soll es darum gehen, sich den Themen dieser Schrift Freuds gestalterisch und theoretisch anzunähern. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Die zusätzlichen Lektüren, die gemeinsam im Seminar diskutiert werden, dienen der Unterstützung und Reflexion der Entwurfsideen.
Es wäre wünschenswert, den Text auch als Anlass für eine Reflexion darüber zu nutzen, was weißes Wissen und weiße Institutionen meinen und was eine „Dekolonisierung des Seminarraums“ (Jenny Oliveira Caldas) bedeuten könnte.