Course Offerings

Prof. Barbara Schmidt

BA/MA Produkt-Design

Entwurfs-Projekt

Wasser & Wein

Glas, germanisch glasa, das „Glänzende, Schimmernde“ ist ein durchsichtiges Material mit reflektierender Oberfläche, das bei ca. 1200 °C heiß per Hand mit Werkzeugen geformt werden kann. Wegen seiner Transparenz und chemischen Inertheit eignet es sich hervorragend als Material für Trinkgefäße.

Die Erde ist der einzige Planet unseres Sonnensystems, auf dem es Wasser in flüssigem Zustand gibt. Im Wasser entstand das Leben. Nur bis zu 70 Stunden können wir überleben, ohne Wasser zu trinken. Wir nehmen es in unterschiedlichster Form zu uns und haben komplexe Kulturtechniken rund um das Trinken entwickelt. Wasser ist auf der Welt ungleich verteilt und durch die Klimakrise verschärfen sich Konflikte um den Zugang zu ihm. Wir befinden uns in der Mitte der von den VN ausgerufenen Weltwasserdekade, die Veränderungen im globalen Umgang mit Wasser anstoßen will.

Wein zählt zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit und die Herstellung alkoholischer Getränke zum Feiern rauschhafter Rituale war womöglich der Grund für das Sesshaftwerden unserer Vorfahren. Wein hat eine enge Beziehung zu dem Ort, an dem er wächst – dem „Terroir“ – und besonders dem Boden.

Wie müssen Glasbehälter für bestimmte Flüssigkeiten aussehen, wie können Trinkgläser zum Genuss der Flüssigkeiten neu gedacht werden? Aus welchen Gläsern wollen wir Wasser, aus welchen Wein trinken? Wie kann das Fließen verschiedener Getränke erfahrbar gemacht werden und welchen Einfluss hat ein Behälter auf die sensorische Wahr¬nehmung seines Inhalts? In welchem Zusammenhang kann die Gestalt eines Glases mit gesunder Ernährung stehen oder auch mit Ritualen des Teilens und gemeinsamen Genießens? Wie ist die alte Kulturtechnik des Weinbaus mit der Glasherstellung verbunden?

Aber auch: Wie kann Glas Plastik wieder ersetzen? Wie kann Trinkwasser als kostbare und zunehmend rarer werdende Ressource durch Gefäße aufgewertet werden? Flaschenwasser hat eine katastrophale Ökobilanz. Wie kann der gigantische, emissionsintensive Rohstoffverbrauch vermieden werden, der mit unserem Getränkekonsum verbunden ist?

Wie können Glasobjekte für mehr Wertschätzung für die Ressource Wasser und des Kulturguts Wein werben und dadurch helfen, Müll zu vermeiden? Wie können wir durch sie Geschichten erzählen von Wasser und berauschenden Getränken in vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Kulturen?

Wir wollen uns im Projekt mit den Faktoren auseinandersetzen, die die Form von Trinkgläsern definieren: Produktionstechniken, ästhetische Maßstäbe, Tafelkultur, Geschmacksphysiologie des Trinkens. Wir erkunden außerdem das Potential des keramischen 3D-Drucks für die Herstellung von Wasserfiltern oder Kühlelementen für Wasser. Ergebnisse des Projekts können konkrete Entwürfe von Trinkgefäßen und Flüssigkeitsbehältern sein, aber auch Critical oder Speculative Design anhand von Glasobjekten, die z. B. den Wert von Wasser thematisieren, den Umgang mit unserer Rohstoffbasis oder Zusammenhänge der Weinkultur.

Das Projekt findet im Kontext von glass – hand formed matter statt, eines mehrjährigen
Internationales Entwicklungs-, Austausch, Kooperations- und Ausstellungsprojekt zum Zukunftspotential der handwerklichen Glasherstellung in Europa. Die Ergebnisse können Teil der Ausstellung werden, die ab April 2022 über 6 Ausstellungsstationen wandert.

Programm
_Glas-Technologie mit Maestro Peter Kuchinke
_Einführungs-Workshop Glas in der Glashütte Baruth
_Workshop Keramik-3D-Druck mit Babette Wiezorek
_Realisierung der Glas-Entwürfe in der Glasmanufaktur Harzrkistall und The Glass Factory, Boda, SE

Projekt-Unterstützung
Charlotte Dachroth & Ole Jeschonnek
Peter Kuchinke (Glas)
Andreas Grasmück (Visualisierung)
Babette Wiezorek (Keramik-3D-Druck)
Konrad Jünger (Keramik-3D-Druck, Daten teilen und Dokumentation mit Notion)
Martin Conrads (Textbetreuung)

Projektpartner
The Glass Factory
Glasmanufaktur Harzkristall
Museum Baruther Glashütte

Sommersemester 2021

1. und 2. Studienabschnitt

Weekday : Montag und Mittwoch

Location : n.n.


Number of participants : 8 (0)

Credit Points : 18