Projekt
LOCAL INTERNATIONAL social design + crafts
Akademisches Austauschprojekt für Modedesign-Studierende aus Dhaka und Berlin
mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit, Handwerk und faire Produktionsmethoden
www.localinternational.org
HINTERGRUND
Mode-Designer*innen aus Deutschland kennen Bangladesch, eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer, nur vom Hörensagen. Das Label „Made in Bangladesch“ ist auf westlicher Kleidung jedoch überall zu finden. Entworfen wird die Kleidung jedoch noch kaum in Bangladesch.
Mode-Studierende in Bangladesch werden zwar in ihrem zukünftigen Arbeitsleben für Märkte in USA, Asien und Europa arbeiten, während ihres Studiums und in ihrem Berufsleben werden ihnen aber nur sehr beschränkte Informationsmöglichkeiten zum aktuellen, internationalen Modegeschehen geboten.
Fast alle westlichen Modefirmen produzieren –ob offiziell oder inoffiziell– Kleidung in Bangladesch, da dort bei einem extrem niedrigen Lohnniveau und oft kritischen Arbeitsbedingungen eine hohe Produktionsqualität geboten werden kann.
Die Modeindustrie handelt zwar mit Schönheit, ist aber der zweitgrößte industrielle Umweltverschmutzer weltweit. Das liegt nicht nur an den chemischen Abfallprodukten der textilen Herstellung oder an dem hohen Verbrauch an Dünger, Pestiziden und Wasser beim Anbau und Herstellung von Baumwolle, es liegt vor allem auch an den enormen Produktionsmengen: Weltweit werden jährlich rund 80 Milliarden Kleidungsstücke produziert.
Parallel zur schnell voranschreitenden industriellen Entwicklung stirbt derzeit auch in Bangladesch und Deutschland über Jahrhunderte entstandenes, manuelles Wissen aus. Artisans stehen vor der Entscheidung, ihr traditionelles Handwerk aufzugeben oder ihre Produktion zu industrialisieren. Da Handwerk direkt mit kultureller Identität und Tradition verbunden ist, liegt es im Interesse vieler Institutionen, dörflichen Gemeinschaften ein Auskommen zu sichern, vor allem auch, wenn durch globale Veränderungen bisherige Einnahmequellen, wie Landwirtschaft weggefallen sind.
Entwicklungshilfeorganisationen und NGOs in Bangladesch haben die handwerkliche Textilproduktion als Möglichkeit erkannt, um Menschen in Not eine Beschäftigung zu bieten und Märkte zu erreichen. Doch bei allem Bestreben, Gutes zu tun, besteht selten ein Bewusstsein für Design. Billige, textile Produkte werden in Projekten der NGOs zwar produziert, doch findet die Planung oft ohne ein Verständnis für gute Gestaltung oder Marktbedürfnisse statt. Die zeitaufwändig handwerklich hergestellten Produkte enden als billige Massenware in Europa.
Der Großteil aller Entscheidungen, die den Produktzyklus beeinflussen (von Produktion, Materialwahl, Nutzung, Entsorgung eines Produkts bis zur Verwertbarkeit des restlichen Wertstoffs) finden im Designprozess statt..
Designer*innen können die Gestaltung hochwertigerer Produkte und eine an Kundenbedürfnissen und fairen Produktionsmöglichkeiten ausgerichtete Planung liefern, neue Märkte erschließen und einen Mehrwert schaffen, der eine reale finanzielle Verbesserung dieser sozialen Projekte bedeuten kann. Dafür müssen sie entsprechend ausgebildet sein.
LOCAL INTERNATIONAL social design + crafts
Im Rahmen des internationalen Modedesign-Projekts LOCAL INTERNATIONAL social design + crafts initiieren das Goethe-Institut Bangladesch, weißensee kunsthochschule berlin und die BGMEA University of Fashion & Technology (BUFT), Dhaka eine Begegnung: Mode-Design Studierende aus Berlin und Dhaka werden eingeladen, gemeinsam an einem internationalen Tandemprojekt teilzunehmen, das im Sommersemester 2020 zwischen Berlin, Deutschland und Dhaka, Bangladesch, stattfinden wird.
LOCAL INTERNATIONAL thematisiert Nachhaltigkeit in der Mode, Partizipation, Fairen Handel und Sozialstandards im Textil- und Bekleidungssektor. Lokale Produktionsmethoden und nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien. Handwerkliche Fertigungsmethoden in Zusammenarbeit mit Handwerker*innen und NGOs, social design, die Ethik globaler Märkte und fair trade Strategien stehen besonders im Fokus dieses Projektdurchlaufs.
LOCAL INTERNATIONAL motiviert Designer*innen bei ihrem Tun verantwortungsvoll mit Material und Arbeitskräften umzugehen und im Entwurf das gesamte Produktleben zu bedenken.
Das Projekt schafft ein Bewusstsein für die große Spannbreite der Entscheidungsmöglichkeiten, die Designer*innen in ihrem zukünftigen Arbeitsleben offen stehen und für die Verantwortung, die sie mit ihrer Arbeit übernehmen.
Aufbauend auf den ersten drei Durchgängen von LOCAL INTERNATIONAL, in denen seit 2014 bisher 53 Modedesigner*innen aus Deutschland und Bangladesch ausgebildet wurden, soll im vierten Durchgang des internationalen Austausch-Projekts die Zusammenarbeit mit Handwerker*innen und NGOs im Fokus stehen.
Bei gemeinsamen Reisen nach Berlin und Dhaka besucht die Gruppe von 18 Designer*innen/Designstudierenden aus Bangladesch und Deutschland NGOs und Firmen, die nachhaltig ausgerichtete, traditionelle Handwerkstechniken nutzen, um das vielfältige Spektrum von Lösungsansätzen zu beleuchten. In Vorträgen und praxisorientierten Workshops erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien, Lokale, handwerkliche Fertigungsmethoden, vielfältige Best Practice-Beispiele sowie Workshops zu Themen wie Social Design, die Ethik globaler Märkte, fair trade Strategien, und nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien, um im weiteren Projektverlauf individuelle, kreative Ansätze, Konzepte, Produkte und Kollektionen zu entwickeln.
Den deutschen Teilnehmer*innen wird die Möglichkeit geboten, mit Bangadesch eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer kennenzulernen und gemeinsam mit den bangladeschischen Berufskolleg*innen Kontakte und Netzwerke zu Handwerker*innen, NGOs und Firmen aus Bangladesch aufzubauen. Bei ihrem Besuch in Berlin sollen die Teilnehmer*innen Berliner Modeschaffende und -märkte gerde im Bereich Nachhaltigkeit kennenlernen und erhalten die Möglichkeit, Kontakte und Netzwerke in Deutschland zu knüpfen. Vor allem wird den Teilnehmer*innen in Vorträgen und spezialisierten Workshops im Themenfeld Nachhaltige Design Methoden ein umfassender fachlicher Überblick geboten, um dann im weiteren Projektverlauf eigene gestalterische Lösungsansätze, Konzepte, Produkte oder Kollektionen, in Zusammenarbeit mit Kooperations-Partner*innen und NGOs zu entwickeln.
Der kulturelle Austausch zwischen den Teilnehmer*innen aus Berlin und aus Bangladesch eröffnet dabei neue Perspektiven. LOCAL INTERNATIONAL möchte Kooperationen zwischen jungen Designer*innen/Designstudierenden und Handwerkenden initiieren.
LOCAL INTERNATIONAL hofft, möglichst viele Multiplikatoren auszubilden, die ihr Wissen, Begeisterung und Erfahrungen zurück in die Mode-Industrie und als zukünftige Lehrende in die Fachgebiete der Hochschulen tragen können.
Projektergebnisse werden im Anschluss in Dhaka, Bangladesch und Berlin öffentlichkeitswirksam ausgestellt, um eine möglichst breite Mode interessierte Öffentlichkeit anzusprechen.
ZIELE
Wissensaustausch, Vernetzung und Bildung von internationalen Netzwerken auf professioneller + privater Ebene.
Internationalisierung durch Erfahrungsaustausch und interkulturellen Dialog
Kooperationen in internationalen Tandem-Partnerschaften, Initiierung von internationalen Kooperationen von Designer*innen, NGOs und Handwerker*innen
Sensibilisierung der Designer*innen (und der Öffentlichkeit) für Arbeits- und Produktionsbedingungen und Soziale Gerechtigkeit in der globalen Textilindustrie und im Handwerk
Qualifizierung der Designer*innen im Themenbereich Nachhaltigkeit, Partizipation, Fairtrade, Handwerk und lokale Produktion
Professionalisierung durch Projekt-Zusammenarbeit mit Vertreter*innen der Modeindustrie und des Handwerks
Kultureller Perspektivwechsel: Kennenlernen der Modecodes des Gastlands (Europäische Mode - Asiatische Mode / Modest Fashion). Bildung interkultureller Kompetenz.
ABLAUF
Das Projekt beinhaltet eine ca, 10 tägige Reise nach Bangladesch im April 2020 und Veranstaltungen in Berlin für die die Teilnehmer*innen aus Bangladesch anreisen werden. Bei den Veranstaltungen in Berlin besteht ausnahmslos Anwesenheitspflicht für alle Teilnehmenden.
Parallel zum Projekt werden individuelle Projektkonsultationen vor Ort und per Skype angeboten.
TEILNAHME
Die Teilnahme steht deutschen und bangladeschischen Mode-Designstudierenden im letzten Studienjahr BA/MA offen, die ihr neu erworbenes Wissen unmittelbar im Anschluss in ihren Abschlussarbeiten und im Berufsleben (in Industrie + Handwerk, in den eigenen Mode-Start ups und als Lehrende in Universitäten) anwenden und weitergeben können.
Teilnehmer*innen werden auf Basis ihrer eingereichten Bewerbungen und einem persönlichen Interview ausgewählt.