Lehrangebote

Michael Schwarz

MA Raumstrategien

Seminar

IMAGINÄRES SEHEN IN KUNST UND INTROSPEKTION

IMAGINARY VISION IN ART AND INTROSPECTION

Das Seminar mit Exkursion zu einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung an der Kunsthochschule für Medien in Köln gliedert sich in vier Bereiche:

Selbstbeobachtung (Geschichte, Experimente, Theorie), Automatentheorie (Einführung, Strukturbegriff, Grenzen der Berechenbarkeit, triviale, „gefaltete“ und Universelle Turing-Maschine), entwicklungspsychologische Ästhetik (Orientierung und Situation), Ausstellungsbesuch, Vorträge und Diskussionen mit Expert/innen (Friedrich W. Heubach, Hans Ulrich Reck, Ingrid und Oswald Wiener).

The seminar with excursion to a common final event at the Academy of Media Arts Cologne is divided into four topics:

Introspection (history, experiments, theory), automata theory (introduction, concept of structure, limits of computability, trivial, “folded”, and Universal Turing Machines), developmental psychology aesthetics (orientation and situation), exhibition visit, lectures, and discussions with experts (Friedrich W. Heubach, Hans Ulrich Reck, Ingrid and Oswald Wiener).

Was ist ein Bild? Was eine Operation? Was ist Wahrnehmung und Handlung, Sinn und Bedeutung in einer Theorie der Vorstellung? Überall liegen hier zunächst nur Worte vor. Die Frage soll sein, welche Bedeutung man diesen Worten [...] beilegen und ob man diese Bedeutungen durch den Hinweis auf bestimmte Wahrnehmungen erläutern kann. (Carl Stumpf)

Mündet der „kreative Akt“ im malerischen, bildhauerischen, poetischen oder wissenschaftlichen „Bild“? Oder liegt die ästhetische „Ergriffenheit“ (O. Wiener) vielmehr im Prozess des Erhalts, der Erarbeitung bzw. dem Erwerb von Strukturen. Eigene Selbstbeobachtungs-Experimente zur Imagery-Debatte (S. Kosslyn und Z. Pylyshyn) und der Frage, ob wir in „Bildern“ oder in „Operationen“ denken, können zur Tiefe der „Orientierung“ führen, die uns von beiden unterscheidet!

In einem Auftaktvortrag „Lebendiges Denken, Verstehen und flache Formalismen“ soll an einem konkreten Beispiel (NIM) das Fehlen dieser „Tiefe“ in der Struktur von „flachen Formalismen“ (DeepQA etc.) erläutert, aber auch neues Licht in die landläufigen Missverständnisse von vermeintlich „sinnlicher“ und „unmittelbarer“ Anschauung sowie in die angeblich „reduktionistische“ Abstraktion gebracht werden.

Im Seminar vorgesehen ist eine Einführung in die Automatentheorie, um einem Verständnis der Problematik mit ein paar technischen Metaphern wie dem Strukturbegriff von O. Wiener, den Begriffen von trivialen und gefalteten Maschinen sowie der Unterscheidung von drei Arten von Gedächtnis näherzukommen. Wo liegen die Grenzen der Berechenbarkeit und wie stehen diese Grenzen zu unserem Denken in Beziehung?

Die Notwendigkeit von Struktur für den Orientierungs-Begriff soll im Seminar weiter vertieft und zu einer entwicklungspsychologischen Ästhetik sowie zu einer Ästhetisierung (F. W. Heubach, V. Šklovskij) in Beziehung gesetzt werden. Vor diesem Hintergrund soll zudem eine falsch verstandene Kritik an der Subjektivität in der Ästhetik thematisiert werden.

Die erarbeitete Thematik kann als Vorbereitung auf die Abschlussveranstaltung an der KHM Köln verstanden werden.


Exkursion (24. – 26. Januar 2017)

DI 24. Januar 2017, 19 Uhr, Aula KHM
Vortrag von Oswald Wiener, N. N.

MI 25. Januar 2017, 14 – 16 Uhr, Seminarraum KHM
Austausch zwischen Studierenden der KHM Köln und Raumstrategien Berlin

MI 25. Januar 2017, 19 Uhr, Aula KHM
Podiumsdiskussion: Die Künstliche Intelligenz und die Intelligenz des Künstlerischen
Diskussion mit Oswald Wiener, Friedrich W. Heubach, Moderation: Hans Ulrich Reck

DO 26. Januar 2017, 14 – 16 Uhr, Seminarraum KHM
Seminar und Gespräch mit Oswald Wiener

DO 26. Januar 2017, 18 Uhr, Glasmoog/ KHM
Vernissage der Ausstellung von Ingrid Wiener „Textil und Traumbilder“ (Arbeitstitel)

DO 26. Januar 2017, 20 Uhr, Aula KHM
Vortrag von Friedrich W. Heubach, Imaginäres Sehen mit Bezug auf die Traumbilder von Ingrid Wiener (Arbeitstitel)


Literatur (Auswahl):
Gibson, James J.: The Ecological Approach to the Visual Perception of Pictures. In: Leornado 1978, Vol. 11, No. 3, pp. 227-235.
Gottschling, Verena: Bilder im Geiste: Die Imagery-Debatte. Paderborn 2003.
Heubach, Friedrich W.: Die Ästhetisierung: Eine psychologische Untersuchung ihrer Struktur und Funktion. Köln 1974.
Heubach, Friedrich W.: Das bedingte Leben. Theorie der psycho-logischen Gegenständlichkeit der Dinge. München 1987 und 1996.
Heubach, Friedrich W.: Wieso es keine Bilder gibt und warum sie doch gesehen werden, zum Behelf der Bilder. In: SITE 2005, Heft 8, S. 76-82.
Kreitler, Hans und Shulamith Kreitler: Psychologie der Kunst. Stuttgart 1980.
Schwarz, Michael: Wendepunkte in der historischen Debatte um die experimentelle Selbstbeobachtung. In: Eder, Thomas und Thomas Raab (Hrsg.): Selbstbeobachtung – Oswald Wieners Denkpsychologie. Frankfurt a. M. 2015, S. 389-441.
Schwarz, Michael: Selbstbeobachtungskonzepte. In: Galliker, Mark und Uwe Wolfradt (Hrsg.). Kompendium psychologischer Theorien. Frankfurt a. M. 2015, S. 410-413.
Šklovskij, Viktor: Kunst als Verfahren [1916]. In: Mierau, Fritz (Hrsg.): Die Erweckung des Wortes. Essays der russischen Formalen Schule. Leipzig 1991, S. 11-32.
Wiener, Oswald: Literarische Aufsätze. Wien 1998.
Wiener, Oswald [u.a.]: Eine elementare Einführung in die Theorie der Turing-Maschinen. Wien, New York 1998.
Wiener, Oswald: Kybernetik und Gespenster. Im Niemandsland zwischen Wissenschaft und Kunst. In: manuskripte. ZEITSCHRIFT FÜR LITERATUR, März 2015, Nr. 207, S. 143-163.
Wiener, Oswald: Für Maria. In: Hegyi, Lóránd (Hrsg.): Maria Lassnig. Wien 1999, S. 177-187.

Beginn der Veranstaltung ist Dienstag, 18.10.2016, um 14.00 Uhr im Seminarraum in der Concordia. Nach einer Einführung in das Thema findet mein Auftaktvortrag „Lebendiges Denken, Verstehen und flache Formalismen“ um 16.00 Uhr in der KUNSTHALLE AM HAMBURGER PLATZ statt.

Wintersemester 2016/2017

1. und 2. Studienabschnitt

Wochentag(e) : Dienstag

Turnus : Wöchentlich

Zeit: 14.00 h

Beginn : 18.10.16

Ende : 14.02.17

Ort : Raumstrategien, T3.01


Teilnehmerzahl : 0 (0)