Sommersemester 2016, BA/MA Produkt-Design
Interlaced Networks
Kooperationsprojekt der Kunsthochschule Berlin Weißensee und der Fachhochschule Potsdam
Das Projekt wurde gefördert und unterstützt durch BMW Group Design.
Betreuung durch Prof. Nils Krüger, Prof. Dr. Frank Heidmann, Jan Wielert, Georg Friedrich (BMW Group Design)
Die Idealstadt des 20. Jahrhunderts war von strikter Funktionstrennung geprägt. Die augenfälligsten Beispiele sind sicher die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, baulich separierte Fahrspuren für den Autoverkehr in unseren Städten oder die Verbannung des Mobilitätsknotens schlechthin – des Flughafens – weit aus der Stadt. Daher ist es nicht verwunderlich, wie viele Infrastrukturen sich parallel entwickelt haben und relativ autonom existieren. Dieser Realität widerspricht, dass alle Studien zu zukünftigen Formen der Mobilität von intermodalen Ansätzen ausgehen. Intermodalität braucht eine gute Vernetzung und qualitativ hochwertige Übergänge. Das Ideal der strikten Funktionstrennung ist in der Stadtplanung schon lange überholt. Zukünftig werden autonome Infrastrukturen durch intelligente, materielle wie virtuelle miteinander verbundene Netze ersetzt.
Ausgehend von dieser Annahme haben Designstudentinnen und Designstudenten Konzepte für smarte, urbane Infrastrukturen erarbeitet, diskutiert und visualisiert. Die freie Themenwahl innerhalb des vorgegebenen Rahmens dokumentiert ohne Anspruch auf Repräsentativität die Bedürfnisse und das Lebensgefühl junger Menschen im urbanen Raum.
Auffällig ist dabei die große Bedeutung der Qualität des physischen Ortes als konkreter Raum: lokal verortet als Kommunikations- und Kooperationsort für – häufig digital – verhandelte Aktivitäten, Austauschprozesse und Übergänge, aber auch Visionen eines neuen, rücksichtsvollen Miteinanders von (teil)autonomen Fahrzeugen, Fahrrädern oder Pedelecs sowie Fußgängern auf öffentlichen Verkehrsflächen jenseits baulich vorgegebener Infrastrukturen. Das zweite Themencluster fasst neue intermodale Mobilitätsangebote zusammen, die erst durch die systematische Erfassung individueller Bewegungsmuster und Tagesroutinen möglich geworden sind und die mit neuen Dienstleistungen Fahrzeiten im ÖPNV entspannter, sicherer und – wenn gewünscht – lehrreicher gestalten. Im dritten Cluster wird die weiter zunehmende City-Logistik als Folge immer individuellerer Bestell- und Lieferprozesse thematisiert. Das umfasst Konzepte einer flächendeckenden Ausbreitung von (teil)autonomen Sharing-Fahrzeugen für den Warentransport oder flexible, kontextsensitive Übergaben bis hin zu Visionen von gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die als Folge weniger Konsum, Abfall und Transport nach sich ziehen.
Zusammengefasst zeigt das Spektrum der Arbeiten, an welchen Schnittstellen analoger und digitaler Infrastrukturen sich zukünftig die Qualität eines „guten Lebens“ in der Stadt entscheiden wird.