Wintersemester 2013/2014, BA/MA Produkt-Design

Lob des Schattens

Mit der zunehmenden Zeit, die wir heute in geschlossenen Räumen verbringen, wächst unsere Sehnsucht nach möglichst viel Licht. In Vergessenheit gerät darüber, dass Schatten dessen lebensnotwendige Kehrseite ist. Schatten schützt, kühlt, hat Tiefe, umhüllt, moduliert, lässt Plastizität und Räumlichkeit wahrnehmbar werden. Schattenprojektionen transformieren dreidimensionale Objekte ins Zweidimensionale und können Formen, Proportionen und Dimensionen verändern – eine Bereicherung für die Wahrnehmung.

 

Im Projekt ging es um den Schatten als reales Phänomen, ebenso wie um den Schatten als Metapher. „Lob des Schattens“ ist der Titel eines Essays von Tanizaki Jun’ichirō, in dem der Autor die japanische Ästhetik des Wabi Sabi in Beziehung setzt zu den Produkten und Errungenschaften der westlichen Welt und nicht zuletzt deren von ihm als grell empfundenem Licht. Der Schatten steht hier auch symbolisch für Vielschichtigkeit, Subtilität und eine sich erst bei näherem Hinsehen erschließende Schönheit, die durch Altern, Gebrauch oder eine besondere Beziehung des Betrachters zum Objekt entsteht oder gar nicht in den Objekten selbst liegt, sondern sich im Schattenspiel zwischen ihnen entfaltet.

 

Ein Schattentagebuch schärfte die eigene Wahrnehmung für die Anwesenheit von Schatten und für verborgene Objektqualitäten. Begleitend setzten wir uns mit dem Begriff der Schönheit und der Rolle des Schattens in verschiedenen Kulturen und Denkschulen auseinander. Exkursionen in Werk- und Produktionsstätten gaben Einblicke in Herstellungstechniken und Arbeitsweisen.

 

Entstanden sind Entwürfe mit einer über ihren utilitären Gebrauch hinausweisenden Dimension.

 

 

 

Gäste: Martin Schatz, Mark Braun

 

Gasthörerin: Amelie Kainz

ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Produkt-Design