Wintersemester 2021/2022, BA/MA Produkt-Design
WeRide - Gemeinschaftsbasierter Mitfahrdienst für Jugendliche auf dem Land | Anne Wittkuhn
Auf dem Land basiert die Mobilität daher auch heute noch weitgehend auf dem Auto. Der konventionelle ÖPNV deckt kaum den Bedarf der Menschen. Fahrradfahren ist, wegen der oft nicht vorhandenen Fahrradinfrastruktur, meist nur auf den Landstraßen möglich und damit gefährlich und unattraktiv.
Die in den vergangenen Jahren aufgekommenen neuen Mobilitätsformen wie Carsharing, Bikesharing, E-Scooter, etc. sind im ländlichen Raum kaum verfügbar. In der Folge wird nicht nur die Umwelt mehr als nötig belastet, es werden auch all jene von gesellschaftlicher Teilhabe ausgrenzt, die kein Auto fahren oder sich kein Auto leisten können.
Zu den Betroffenen zählen insbesondere Jugendliche. Für sie ist die Situation besonders frustrierend, weil ihr Drang nach wachsender Autonomie auf eine elternabhängige Mobilität prallt. Obwohl es genau diese jungen Menschen sind, denen in Zeiten des demografischen Wandels eine Schlüsselfunktion für die Zukunftssicherung ländlicher Räume zukommt, wird kaum etwas für die Verbesserung ihrer Mobilität getan.
Das soll sich mit dem Masterprojekt WeRide, einem gemeinwohlorientierten und gemeinschaftsbasierten Mitfahrservice für Jugendliche ändern. WeRide bringt Teenager, die eine Mitfahrgelegenheit benötigen, und FahrerInnen, die bereit sind, eine solche anzubieten, mithilfe einer App zusammen. Das Innovative an WeRide ist, dass es existierende Netzwerke wie Schulen oder Sportvereine nutzt, um Vertrauen zwischen NutzerInnen zu etablieren. Auch Kooperationen mit anderen lokalen Akteuren wie Kirchengemeinden oder örtlichen Firmen spielen dabei eine wichtige Rolle. Innerhalb der App lassen sich Fahrten in entsprechenden Gruppen organisieren.
WeRide wird von öffentlichen Institutionen auf Bundesland- und Landkreisebene sowie von den jeweiligen Verkehrsverbünden getragen. Perspektivisch kann WeRide nicht nur Jugendlichen, sondern auch anderen Gruppen, die kein Auto fahren können, einen besseren Zugang zu ländlicher Mobilität ermöglichen.
WeRide soll zeigen, dass durch einen nutzerorientierten Blick, die effiziente Nutzung bestehender Ressourcen, die Optimierung bereits bestehender Lösungen und die Implementierung neuer Technologien im Bereich der ländlichen Mobilität ein digitales Angebot zum Nutzen junger Menschen, ihrer Eltern und der Gemeinschaft, in der sie leben, gestaltet werden kann.
Jugendliche auf dem Land sind in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, da hier die Mobilität stark aufs Autofahren ausgerichtet ist. So sind die Jugendlichen oft auf Eltern, ältere, Auto fahrende Geschwister oder andere Verwandte angewiesen, um alltäglichen Aktivitäten wie zur Schule fahren, zum Sport gehen oder Freunde treffen, nachzugehen. Diese Situation ist besonders frustrierend, da die Jugendlichen sich eigentlich in einer Phase ihres Lebens befinden, in der sie sich mehr und mehr selbständig durch ihr Leben bewegen wollen.
by-nc-nd Anne Wittkuhn
WeRide, ein App-basierter, gemeinwohlorientierter Mitfahrdienst, will diese Situation verbessern und die Mobilitätsoptionen von Jugendlichen auf dem Land erweitern. Jugendliche, die eine Fahrt benötigen, werden mit FahrerInnen, die bereit sind eine solche zu teilen, zusammengebracht. Die Fahrten werden konventionell, wie bei anderen Mitfahrdiensten auch, gematcht. Das Besondere an WeRide jedoch ist, dass das Suchen und Teilen von Fahrten auch auf individuelle Gruppen beschränkt werden kann. Diese WeRide-Gruppen haben ihre Entsprechung in bereits vorhandenen gesellschaftlichen Netzwerken wie Schulen oder Dorfgemeinschaften. So können Jugendliche z.B. Fahrten, wenn gewünscht, nur innerhalb ihrer Schul- und Dorfgruppe suchen. Die den Gruppen zugrundeliegenden sozialen Bindungen schaffen Vertrauen unter der NutzerInnen.
by-nc-nd Anne Wittkuhn
Um genügend NutzerInnen in den Mitfahrdienst einzubeziehen, kooperiert WeRide auch mit anderen lokalen Akteuren wie Heimatvereinen, mobilen Pflegediensten, Landfrauenverbänden, Arbeitgeberverbänden, u.a. Dies soll dient dazu, möglichst viele NutzerInnen für den Mitfahrdienst zu gewinnen, denn dieser braucht eine gewisse kritische Masse, um attraktive Angebote stellen zu können. Damit dies möglich ist, wird WeRide von öffentlichen Institutionen auf Bundesland- und Landkreisebene sowie von den jeweiligen Verkehrsverbünden getragen. Perspektivisch kann WeRide nicht nur Jugendlichen, sondern auch anderen Gruppen, die kein Auto fahren können, einen besseren Zugang zu ländlicher Mobilität ermöglichen.
by-nc-nd Anne Wittkuhn