Sommersemester 2017, BA/MA Textil- und Material-Design Textil_Startseite
As a Matter of Fact...
„Neue Materialien sind nicht unbedingt besser. Jedes Material ist nur das, was wir aus ihm machen.” Mies van der Rohe (1886 -1969)
Im Hinblick auf Materialität und Experiment als Ausgangspunkt des Designprozesses wurden die Studierenden in diesem Projekt aufgefordert eigene Prozesse oder Systeme zu entwickeln, die zur Erforschung und Aufdeckung funktionaler, ästhetischer, emotionaler und im besten Fall auch unerwarteter Materialqualitäten dienen. Wir suchten nach Inspiration in Bereichen, die uns weniger vertraut sind - von alten Handwerkspraktiken bis hin zur wissenschaftlichen Forschung -, um sie in unsere theoretischen und praktischen Konzepte einfließen zu lassen und mit neuen Produktionstechniken und experimentellen Ideen zu verschmelzen. So haben wir durch methodisches Experimentieren die konstruktiven Potentiale und sensuell-ästhetischen Qualitäten ausgewählter Materialien weiter ausgereizt und darüber mögliche neue Anwendungsfelder entdeckt.
Es besteht kein Zweifel, dass die Designpraxis meist eng mit Materialien und Prozessen verbunden sind – aber kann die Art und Weise, wie wir Dinge verbrauchen, produzieren, entwerfen und entwickeln dieselbe bleiben, wenn unsere natürlichen Ressourcen wie Öl, Kohle, Erdgas, Metalle und Mineralien immer mehr schwinden? Wie wird die Zukunft unserer Materialkultur aussehen? Was sind die Alternativen zum zwei Jahrhunderte alten Industrie-Modell der Produktion und Versorgung? Welche Bedeutung und welchen Wert haben (neue) Materialien fast 100 Jahre nach der Geburt der Bauhaus-Schule, und was ist unsere besondere Rolle als Designer in der aktuellen Diskussion um den „Material Turn“? Und spezifischer – welche Rolle können und sollen die textilbezogenen Praktiken in diesem Zusammenhang spielen? Dies sind einige der Fragen, denen wir angesichts der gegebenen Umstände während des Projekts weiter nachgegangen sind.
Vor der Materialwahl für die jeweiligen Einzelprojekte wurden in konzentrierten Workshops die konzeptionellen und praktischen Möglichkeiten für die Gestaltung als auch die Grenzen von hochtechnologischen Smart Materials (thermische Formgedächtnislegierungen, dielektrische Elastomere, piezoelektrische Keramik sowie chromatische Materialien) erkundet; wir haben aus lebenden Organismen unsere eigenen biologischen Materialien gezüchten, Bakterien dafür eingesetzt, Gewebe zu färben und die Ethik solcher Praktiken in einem BioTech-Crashkurs diskutiert; und wir haben unsere laufenden Materialerkundungen inszeniert und in Filmen dokumentiert um die überraschendsten Momente aus ihnen herauszufiltern. Der Besuch der Techtextil-Messe in Frankfurt und der Materialbibliothek in Halle/Saale gab unseren Projekten und ihrer praktischen Entwicklung weitere Impulse.
Lehrende:
Prof. Dr. Zane Berzina, Veronika Aumann, Paula van Brummelen, Julia Wolf
Gast Experten:
Prof. Aart van Bezooijen, Dr. Flavia Barragan
Kooperationspartner:
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bauhaus Dessau, dem BMBF-Förderprojekt "smart materials satellites" und dem Forschungskonsortium "smart³ - materials, solutions, growth" durchgeführt. Unter dem kuratorischen Thema des Jahres 2017 – SUBSTANZ – konzentriert sich die Stiftung Bauhaus Dessau auf den Dialog zwischen Material und Design. In diesem Kontext werden ausgewählte Arbeiten aus dem Projekt in der Stiftung Bauhaus Dessau und später in den Technischen Sammlungen Dresden ausgestellt.