Sommersemester 2010,
Der Spieler von Dostjewskij
Kostümarbeit zum Roman < Der Spieler > von Fjodor Dostojewskij
Alle Protagonisten des Spielers verfallen nach und nach dem Strudel des Glückspiels.
Ihre Geltungssucht, Eitelkeit und ihre Abhängigkeit vom Urteil der Anderen manifestiert sich in extrem auffälliger bis hin zu operettenhafter Kleidung in den Farben des Roulettespiels, das sie alle verdirbt.
Die Russen:
Alexey in seiner kindischen Verliebtheit in Pollina trägt eine rote Fellmütze und rote Stiefel wie ein russischer Märchenheld. Als Alter Ego prangt der ewige Pechvogel Donald Duck auf seinem T-Shirt.
Eine weiße Skijacke mit bunten Mustern plustert seine magere Figur auf, und auch seine Hose fällt auf durch übertriebene Streifen/Punktmuster in grün.
Pollina, für ihre Verehrer kühl und ungreifbar wie ein Fisch und hart und herrisch wie ein Zirkusdompteur trägt ein blaßgrünes Kleid, zart und durchbrochen wie eine Meerjungfrau zu ihren langen roten Zöpfen, dazu aber hohe Stiefel, Handschuhe und Zylinder einer Dressurreiterin.
Der General verkommt vom stolzn schlichten Herrn in grauem Militärmantel mit rotem Pelzkragen und Epauletten zum verzweifelten Privatmann in rotgrün kariertem Bademantel und Badeschlappen. Durch seine Heirat mit der Kurtisane Blanche wird er zum Schoßhündchen gestyled, mit rotem Schleifchen im nun ondulierten Vollbart, knallrotem Pelzmantel über grüner Phantasieuniform und glänzenden Kosakenstiefeln.
Die reiche Erbtante rauscht, trotzdem sie an den Rollstuhl gefesselt ist, wie Napoleon in Roulettenburg ein, ganz Generalin mit großem Federhut, Uniformjacke ihres verstorbenen Gatten und erlebt ihr ganz persönliches Waterloo am Spieltisch.
Die Franzosen:
La Blanche, die üppige Blondine, die allen den Kopf verdreht tritt auf in roten Strümpfen und je nach Anlaß in verschiedenen schwarzen und roten mehr oder minder anzüglichen Gewandungen. Nach ihrer Hochzeit mit dem General gibt sie sich jedoch mit weißen Federn den Anschein von Anständigkeit.
Der Marquis von Grieux trägt, wie Blanche, schwarz, rot und weiß, dazu wie sie weiße Pumps. Sein langes schwarzes Haar gibt ihm etwas von einem Vampir, der den Russen das Geld, und damit ihr vermeintliches Lebensglück aussaugt.
Der Engländer
Der Einzige, der sich der Spielsucht enthält, und in seiner Unauffälligkeit seinen Einfluss und Reichtum bis zum Schluss geheim hält, ist der Engländer Astley.
Daher fällt er auch heraus in seinen Farben. Er trägt Nicht-Farben, rosa statt weiß, braun statt rot, grau statt schwarz. Auch seine Haare haben keine richtige Farbe, seine Brille keinen Rand, alles unbestimmt. Daher wird er bei mir auch von einer androgynen Frau dargestellt, denn auch seine Sexualität ist irrelevant. Ganz und gar britisches Understatement.