Wintersemester 2010/11,

"Kein Hier aber Jetzt"

Was passiert mit Raum durch die Möglichkeit der beschleunigten Bewegung? Was passiert, wenn die Beschleunigung zu Höchstbeschleunigung wird? Wie wird dann Raum und auch Zeit wahrgenommen?

 

Durch die Entwicklung der modernen Verkehrsmittel hat sich unser Raumverständnis verändert. Die Geschwindigkeiten, mit denen man sich durch den Raum bewegt, werden immer höher. Die Logistik der Geschwindigkeit löst den Körper von den Räumen, durch die er sich bewegt. Durch die Möglichkeit mit einer immer schnelleren Bewegung von einem Ort zum Anderen zu kommen, sei es mit dem Auto, dem TGV oder mit dem Flugzeug werden Fragmente von Orten in einer parallelen Zeitlichkeit dominant und es entsteht ein Raum, der mit dem physischen Raum des Ortes nichts zu tun hat. Durch die Möglichkeit der schnellen Bewegung bildet die Welt ein Gefüge, das aus einem Beziehungsnetz variabler Komponenten besteht und je nach individuellem Fokus räumliche Setzungen vorgenommen werden. Setzungen, die eigentlich Bewusstseinsmarkierung bedeuten, eine Markierung durch das Bewusstsein. Orte, die in diesem Augenblick für dieses eine Individuum eine Rolle spielen und deshalb markiert sind. Es entsteht ein Raum, der relativ ist. Die komplette Welt bildet also ein Territorium strategischer Möglichkeiten, in welchem die Beziehungen unterschiedlicher Strukturen individuell immer wieder neu verhandelt werden. Infolgedessen kann von einer fluiden, formal unbestimmten Morphologie des Raumes gesprochen werden. Diesen Raum, der durch diese räumliche Setzungen, Bedeutungsbeziehungen, die die Vektoren beschreiben, gebildet wird, nenne ich „relativen Raum“.

Durch Setzungen in einem Netz von Bedeutungsbeziehungen entsteht der „relative Raum“.

 

 

Der „relative Raum“ ist ein System in Bewegung, das durch fluide Zustände gekennzeichnet ist. Innerhalb dieses dynamischen Konglomerats verlieren Infrastruktur, Architektur und Landschaft ihre Autonomie. Er verändert sich kontinuierlich, setzt sich immer wieder neu zusammen, sein Bezugssystem ändert sich kontinuierlich. Der „relative Raum“ setzt sich aus Fragmenten zusammen: er kombiniert Situationen unterschiedlichster Orte miteinander, die Perspektiven sind verschieden, unterschiedliche Dimensionen sind kombiniert, je nachdem, wo der Fokus liegt, die Vogelperspektive aus dem Flugzeug, verschwommen, wie aus dem HighSpeedTrain oder die Blume die gerade fasziniert. Der „relative Raum“ ist durch vektorielle Verschiebungen gekennzeichnet. Er ist a- hierarchisch. Dieser Raum ist der Raum der oszillierenden Beziehungen, der koexistierenden Strukturen, unvollendet, ein kontinuierlicher Prozess der Transformation.

 

 

 

 

 

 

Durch Höchsteschleunigung löst sich der Ort des AVUS Motels mit seiner Identität auf. Das „Hier“ existiert nicht mehr. Das „Jetzt“ setzt sich durch. Es dominiert die Zeit. Der Raum, ändert sich kontinuierlich. Fragmente verschiedener Orte mit ihren verschiedenen Geschwindigkeiten werden sichtbar und wieder unsichtbar. Die Beschleunigung kehrt sich um. Es entsteht Entschleunigung.

ProjektkategorieDiplom
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