, Kommission Chancengleichheit

Hochschultag 2025

Hochschultag 2025 „Resiliente Strukturen gegen rechts“

Auf einem Open Space der khb wurde im letzten Jahr von Teilnehmenden, insbesondere von Studierenden der Wunsch geäußert nach einer Veranstaltung zu dem gesellschaftlichen Rechtsruck und den damit verbundenen Konsequenzen für eine Kunsthochschule. Der diesjährige von der Kommission Chancengleichheit organisierte Hochschultag am 5.11.2025 möchte hierfür einen Raum anbieten mit einem Fokus auf Betroffenenperspektiven und Strategien der Resilienz.

Der gesellschaftliche Rechtsruck hat Auswirkungen auf den Kulturbetrieb, genauso wie auf die Hochschulen. Meinungsfreiheit und die Freiheit der Lehre werden nicht mehr von allen Parteien als selbstverständliche Bausteine einer wehrhaften Demokratie angesehen. Ganze Disziplinen, Fachgebiete und Forschungsfelder geraten unter Druck. Auch Kunsthochschulen sind in ihrer Autonomie vor Herausforderungen gestellt.

 

Der Tag wird geleitet von der Frage nach der Belastbarkeit einer Kunsthochschule im Kontext von Rechtsruck und Angriffen von einer als gesichert rechtsextremen Partei, aber vor allem auch derjenigen Gruppen und Einzelpersonen, die von rechter Gewalt betroffen sind, weil sie nicht in das ideologisierte, nationalistische und faschistische Weltbild passen.

Um Kontinuitäten dieser Entwicklungen sichtbar zu machen und als Kunsthochschule mit einer antifaschistischen und auch ostdeutschen Geschichte, werden wir sowohl ost- als auch westdeutsche Perspektiven mitverhandeln und künstlerische, gestalterische Arbeit als Möglichkeit einer kritischen Reflexion davon aufzeigen.

Wir haben Redner_innen eingeladen, um in einem sehr konkreten Sinne zu rechten Strukturen und Netzwerken in Berlin zu sprechen. Aber gerade auch zur Sprache kommen soll die Resilienz und Widerständigkeit derjenigen Gruppen und Personen mit den solidarischen Initiativen, die sich rechter Gewalt aktiv entgegenstellen. Ihre Kämpfe um Gerechtigkeit und Anerkennung, ihre Forderungen, Betroffenen zuzuhören und sie als Hauptzeug_innen des Geschehens ernst zu nehmen, stehen dabei im Zentrum.

In Bezug auf die konkrete Einbettung der Kunsthochschule in gesellschaftliche Verhältnisse wollen wir sprechen zu den politischen Strategien mit parlamentarischen Mitteln, die sich sehr gezielt gegen den Kultur- und Lehrbetrieb richten und hier ver-suchen, empfindlich zu stören und zu verunsichern. Welche Aufgaben und Verant-wortungen, aber auch Herausforderungen ergeben sich hier für die Lehre, für die ganze Hochschule als einer Institution, die sich demokratischen Prinzipien verpflichtet sieht?

Am 5.11.2025 sind alle Studierenden, Beschäftigten und Lehrenden zum Hochschultag eingeladen, der von 10:00 bis 17:30 Uhr in der Aula stattfinden wird.

Es soll eine Reihe Inputs geben, gefolgt von einem World-Café Format zu konkreten Handlungsmöglichkeiten an der khb. Die Auswertung des World-Cafés wird den Abschluss des HS Tages bilden.

Der sich anschließende Open Space am 12.11.2025, ab 16 Uhr in der Aula, soll Gelegenheit geben, die Diskussion des Hochschultages zum Thema Rechtsextremismus und dessen Auswirkungen auf den Kunst- und Kulturbereich fortzusetzen und offen gebliebene Fragen gemeinsam zu besprechen. Für einen Vortrag hat die Hochschulleitung Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin eingeladen.

 

10:00

Begrüßung, Kommission Chancengleichheit

 

10:15 – 11:15

Präsidentin Dr. Angelika Richter, Kanzler Hinnerk Gölnitz

Schriftliche Anfragen aus dem Abgeordnetenhaus an die

weißensee kunsthochschule berlin

Philine Rinnert, Die Vielen

Philine Rinnert ist freie Szenografin und Künstlerin. Sie arbeitet in verschiedenen internationalen Produktionen und Partnerschaften. Ihre Bühnenräume, Installationen und visuellen Konzepte reflektieren Rechercheprozesse und schaffen interdisziplinäre Räume der Kommunikation. Sie unterrichtet an der HfBK Dresden Bühnen- und Kostümbild.

„Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt“ (Die Vielen, 2017)

Im Rückblick auf die Entwicklung der Vielen von einer kleinen Berliner Bewegung von Künstler*innen gegen rechtsextreme Übergriffe in der Kunst hin zu einem länderübergreifenden Netzwerk von Kulturinstitutionen berichtet Philine Rinnert als langjährige Aktive des Vereins von verschiedenen Formen des Widerstands und der Solidarität für die Kunst und mit der Kunst.

Was hat sich seitdem verändert? Und woher nehmen wir den Mut, neue „Räume zur Veränderung der Welt“ zu schaffen?

 

11:15 – 12:15

Ayşe Güleç Ayşe Güleç ist Pädagogin, Autorin, Kuratorin, Kunstvermittlerin und forschende Aktivistin und arbeitet als politische Bildnerin an den Schnittstellen von Anti-Rassismus, Kunst, Kunstvermittlung, Migration.

Migrantisch situiertes Wissen

Wie lässt sich Gewalt verstehen, wenn wir das Wissen derjenigen in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit als Analysemittel stellen, die sie erleben mussten?

In diesem Beitrag widmen wir uns den Perspektiven und Analysen der Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt – etwa im Kontext NSU-Komplex oder des Anschlags in Hanau.

Wir fragen, was wir von diesem migrantisch situierten Wissen lernen können, wenn wir es als eine spezifisch-eigenständige Form der gesellschaftlichen Analyse begreifen. Was lernen wir und wie verändert es unser Verständnis über institutionelle, strukturelle Gewalt, wenn wir unsere Aufmerksamkeit dem migrantisch situierten Wissen als eine zentrale Wissensform und als Counterwissen widmen.

 

12:15 – 13:15

Mittagspause 

13:15 – 14:15

Katharina Warda, Autorin, Filmemacherin und Soziologin.

Katharina Warda ist Autorin, Filmemacherin und Soziologin. Sie war Fellow der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und der Princeton University. Heute arbeitet Warda als freie Autorin mit den Schwerpunkten Ostdeutschland, Rassismus und Schwarzer Internationalismus. Bekannt wurde sie durch ihr Projekt Dunkeldeutschland, das die Nachwendezeit aus der Perspektive gesellschaftlicher Ränder beleuchtet – basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als Schwarze ostdeutsche Frau. 2025 erscheint ihre Videoarbeit "Domestic Resistance. Harlem – Kapstadt – Ostberlin" im Rahmen der Ausstellung "Every Artist must Take Sides" an der Akademie der Künste in Berlin. Derzeit arbeitet sie an zwei Dokumentarfilmen: Our Sister Angela, der zeigt, wie Angela Davis in der DDR zu einer politischen Ikone wurde, und Codename: Guster, der die Verflechtungen zwischen Ostdeutschland und Südafrika im Kampf gegen die Apartheid reflektiert.

 

Titel: Echoes of Solidarity – Schwarze Geschichte, Kunst und die Politik des Erinnerns in postsozialistischen Räumen

In ihrem Vortrag gibt die Autorin, Filmemacherin und Soziologin Katharina Warda Einblicke in ihre künstlerische Praxis, die sich mit Schwarzer Geschichte und internationaler Solidarität in der DDR beschäftigt. Anhand ausgewählter Projekte – darunter ihr Dokumentarfilm OUR SISTER ANGELA – BLACK POWER IN DER DDR, der aus Schwarzen Perspektiven erzählt, wie Angela Davis in der DDR zur politischen Ikone wurde, beleuchtet Warda die Verflechtungen von Utopie, Widerstand und Erinnerung. Sie fragt, wie es nur zwei Jahrzehnte nach der Solidaritätskampagne für Angela Davis in Ostdeutschland zu den rassistischen Ausschreitungen der sogenannten „Baseballschlägerjahre“ kommen konnte und was sich dennoch aus den Solidaritäts-bewegungen jener Zeit lernen lässt. Mit Beispielen aus ihrer eigenen Arbeit zeigt sie, wie sich künstlerische Strategien nutzen lassen, um antirassistische Praxen der Vergangenheit neu zu erschließen – und damit aktuelle politische Diskurse zu öffnen und zu verändern.

 

14:15 – 14:55

Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş

 

Zwei rassistische/rechte Morde in Berlin: Burak und Luke

Wenn in dem Mordfall Burak Bektaş, ermordet am 5.4 2012 in Berlin–Neukölln hinreichend ermittelnd worden wäre, hätte der Mord an Luke Holland, ermordet am 20.9 2015 verhindert werden können. Rassistische Gewalt und Morde haben System. Die Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş steht an der Seite der Betroffenen und kämpft für Aufklärung, Gerechtigkeit und Konsequenzen.

 

 

14:55 – 15:10

Pause

 

15:10 – 15:40

Ljiljana Heise, Janine Budich Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

Wie kann uns Rechtsextremismus an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und in ihrem Umfeld begegnen?

Hochschulen waren und sind immer ein Schauplatz politischer Auseinandersetzungen. Deshalb stellen sie auch für den modernen Rechtsextremismus ein wichtiges Aktionsfeld zur Durchsetzung von politischen Vorstellungen dar. Hier wird über aktuelle gesellschaftliche Themen und Konflikte gesprochen, hier ist der Raum für kontroverse Debatten. Welche Strategien verfolgt dieser Kulturkampf von rechts? Welche Motive und Techniken werden hierbei genutzt? Wer sind die Akteur_innen?

Zugleich befinden sich Hochschulen auch immer in konkreten Sozialräumen - wie die Kunsthochschule Weißensee im Bezirk Pankow. Welche Akteur_innen sind hier aktiv, wie gehen sie vor und welche Ziele verfolgen sie?

Im Input wollen wir einen kurzen Einblick in den Kulturkampf von Rechts im Sozialraum Hochschule allgemein geben und uns die konkreten rechtsextremen Erscheinungsformen im räumlichen Umfeld der Kunsthochschule Berlin-Weißensee in Pankow anschauen.

 

 

15:40 – 16:40

World Café mit 4 Tischen

 

 

16:40 – 17:00

Pause

 

 

17:00 – 17:30

Auswertung World Café und HS-Tag