Wintersemester 2017/2018, BA/MA Visuelle Kommunikation VK_2018
ℬ · Faits Divers, 2018
Von Maximilian König.
Die Arbeit »Faits Divers« blickt auf Ex- tremsituationen jugendlichen Lebens. Basierend auf Meldungen aus der Tages- presse werden einschneidende Momente im Leben junger Menschen fotografisch nachgestellt. Die Inszenierungen sind geprägt von jugendlichem Leichtsinn, sozialer Orientierungslosigkeit und dörflicher Langeweile. Das tatsächliche Geschehen, die Vorgeschichte und die Beweggründe der beteiligten Personen bleiben aber ungewiss.
Trotz der aufgeladenen Situationen spiegelt sich dies nicht in aufgewühlter Mimik oder emotionaler Ergriffenheit der Protagonisten wieder. Sie wirken wie im Moment eingefroren. Erst die übersicht- lichen Inszenierungen gestatten es dem Betrachter, Rückschlüsse zum Gesche- henen entwickeln zu können.
Der französische Begriff Faits Divers be- zeichnet eine Nachrichtengattung, die im 19. Jahrhundert ihren Ursprung fand und heute aus der Tagespresse nicht mehr wegzudenken ist. Im weitesten Sinne übersetzbar als »Diverse Mel- dungen« bieten diese Kurznachrichten einen schaurig-voyeuristischen Einblick in menschliche Schicksale. Auf wenigen
Zeilen wird eine in sich geschlossene, für jeden Leser emotional nachvollziehbare Handlung geschildert.
Das Genre grenzt sich stark ab von Boulevardnachrichten. Im Gegensatz zu diesen verzichten Faits Divers strikt auf Übertreibungen oder Ausschmückun- gen. Effekthascherei ist auch gar nicht nötig, denn die Geschichten sind von sich aus skurril genug.
Wie ihr journalistisches Vorbild, erschaf- fen die fotografischen Rekonstruktionen in sich geschlossene Bildwelten düsteren Dorfkolorits, die den Betrachter auf Spu- rensuche schicken und ihn nach Indizi- en forschen lassen. Doch die scheinbar malerischen Bildwelten in »Faits Divers« bieten keine Antworten. Sie stellen Fragen. Fragen nach dem »Was wäre wenn?«, nach richtig und falsch, nach gut und böse.
