Wintersemester 2014/2015, BA/MA Textil- und Material-Design
Material & FGL
Formgedächtnislegierungen (FGL) sind Metalle, die gesteuert durch Temperatureinfluss zwei verschiedene Formzustände annehmen können. Bereits Ende der 1950er Jahre entwickelt, weisen sie inzwischen eine ausreichende Materialzuverlässigkeit auf, um auch breitere Anwendungen in der Automobil-, Luftfahrtindustrie und Medizintechnik zu ermöglichen. In meiner Experimentierreihe Material-FGL-Verbindung, habe ich die Kombinationsmöglichkeiten unterschiedlicher Materialien mit FGL-Drähten untersucht. Hierbei ging es mir insbesondere um die Möglichkeit die Materialeigenspannung zur Rückstellung des FGL-Drahtes in seine Ausgangsform zu nutzen.
Die Versuchsergebnisse und -erkenntnisse werden anschließend in einer Material-Research-Box archiviert und für kommende Anwendung zugänglich gemacht.
Ein weitere Aspekt meiner Arbeit, befasst sich mit materiellen Oberflächen, die mit dem Menschen in Interaktion treten. Mittlerweile sind wir allerorts an anzeigende Oberflächen gewöhnt. Das beginnt mit unserer Armbanduhr, reicht über LED-Werbetafeln bis hin zu den Touchscreens, die ein fester Bestandteil in unserer Alltagskultur geworden sind. Überall um uns herum leuchtet, blinkt, bewegt sich etwas. Es wird vermittelt, informiert und manchmal einfach dekoriert.
Signale, die durch solche Oberflächen ausgegeben werden, empfangen wir durch optische, akustische und/oder haptische Sinneseindrücke. Obwohl ein Touchscreen neue motorische Bewegungen im digitalen Zeitalter eröffnet, entfällt hier doch eine räumliche Dimension. Sie ist in der digitalen Welt nicht „greifbar“- weder für die Hände noch für die Augen.
Anknüpfend an den Materialexkurs, habe ich mir Gedanken gemacht, wie eine Schnittstelle zwischen Materialität und einem Display aussehen könnte. Der FGL-Draht ermöglicht hierbei den Übergang zwischen einer Zwei- und einer Dreidimensionalität. Angesteuert über einen MIDI-Controller lassen sich so Sinnesreize sensorisch auf eine Fläche übertragen. Um diesen Vorgang sichtbar zu machen, habe ich meine gewonnenen Erkenntnisse auf einen Display übertragen, der sich aus einem Leuchtkasten und dem Material-FGL-Verbindungs-Artefakt zusammenfügt. Die Oberfläche besteht aus 25 Pixeln. Innerhalb von 5 Reihen und Spalten, werden diese reihenweise angesteuert und reagieren durch den, mit dem Material verbundenen Draht. Durch unterschiedliche Programmierung lassen sich so eine Vielzahl von variablen Ausgaben visualisieren. So können Verläufe, Skalen oder einzelne Werte theoretisch sichtbar gemacht werden.