Sommersemester 2015, BA/MA Produkt-Design , BA/MA Visuelle Kommunikation , Bildhauerei GreenLab
Finding Space
Wie kann in der Offenheit der Montessori-Lernumgebung das Bedürfnis nach Rückzug befriedigt werden?
Thermogepresster Filz: Obwohl die Platten sehr steif sind, nimmt man an ihrer Oberfläche doch noch ihre ursprüngliche Weichheit wahr. Man kann den Filz aber auch in eine flexible Struktur zurückverwandeln, die trotzdem stabil bleibt – durch partielle Einschnitte, die auf der Oberfläche ein Linienmuster bilden. Dieses Verfahren, das sowohl optische als auch funktionelle Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet, steht hier im Zentrum. Durch vertikal, zum Teil auch horizontal eingeschnittene Linien wird aus einer starren Platte ein geschwungenes dreidimensionales Objekt.
In diesem Projekt gibt es verschiedene Variationen: gleichmäßig verteilte senkrechte Linien, die eine homogene Oberfläche schaffen; senkrechte Linien, die einen Verlauf zwischen engem und weiterem Abstand aufweisen und entsprechend unterschiedliche Biegsamkeiten erzeugen; horizontale und vertikale Einschnitte, die an ein Schottenmuster erinnern; Elemente, die nur in „Gelenkbereichen“ Einschnitte haben, in den anderen Bereichen aber steif bleiben.
Auf diese Weise bearbeitete Filzplatten sind ein optimales Material für bewegliche Raumteiler, mit denen sich Raumzonen frei und variabel definieren lassen. Das entwickelte System besteht dabei aus verschiedenen, miteinander kombinierbaren Modulen. Die Wände können durch Zusatzteile verlängert oder durch Sitzelemente, die gleichzeitig die Standfestigkeit erhöhen, ergänzt werden, auch abgeschlossene Raumkapseln lassen sich daraus formen. Nebenbei schaffen die Filzmodule eine akustische Abschirmung.
Die Wandelemente entstanden aus der Idee, den Lernfamilienraum der Montessori-Schule klarer zu strukturieren und ihn zugleich wandelbarer zu machen. Aktuell bietet die Einrichtung der Räume kaum Umgestaltungsmöglichkeiten und auch keine klar definierten Zonen für unterschiedliche Aktivitäten und Bedürfnisse. Vor allem das Bedürfnis, auch einen Raum für sich zu haben, kommt zu kurz. Stattdessen passieren alle Dinge gleichzeitig, überlagern sich und verhindern, dass eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre entstehen kann.
Das von mir entworfene Raumteilersystem erlaubt es, die großen Lernräume der Montessori-Schule in organische Einheiten aufzuteilen, die sowohl für kleinere Gruppen als auch einzelne Lernende abgeschirmte Bereiche schaffen. Für eine kollaborative Arbeits- und Lernsituation ist es – gerade in der Montessori-Pädagogik – wichtig, sich auch zurückziehen und auf den eigenen Fokus einlassen zu können. Dabei bringt das System auch eine homogenere Gestaltung der Lernumgebung mit sich, die von den Lernenden selbst in einem gemeinsamen Prozess immer wieder verändert werden kann.