Wintersemester 2015/2016, BA/MA Textil- und Material-Design
Strukturen aus Betontextil
Beton ist uns als massiver Baustoff bekannt, der zunächst pulver- und breiförmig ist. Geht er die Verbindung mit Wasser ein wird er zu einem harten, schweren, steinartigen Material. Seine hohe Druckfestigkeit und die freie Formbarkeit machen den Beton zu einem vielseitig einsetzbaren Baustoff. Textilien kennen wir hingegen als weiches, bewegliches und wandelbares Material. Sie entstehen durch unterschiedliche Konstruktionen, die aus Garnen Flächengebilde werden lassen.
Das Projekt "Strukturen aus Betontextil“ ist eine Materialstudie, die zum Ziel hat, stabile Strukturen aus Beton und Textil zu entwickeln, die beweglich textile und stabile betonartige Eigenschaften vereinen. Der untypische Einsatz der Materialien löst Irritation oder Verwunderung bei den Betrachtern aus, verunsichert sie über das Sichtbare und offenbart ihnen die eindeutige Identität des Materials erst durch näheres Betrachten oder Anfassen.
Für das "Betontextil“ werden die konträren Eigenschaften beider Komponenten vereint. Zunächst wurde basierend auf vergleichenden Untersuchungen eine Betonsorte ausgewählt, die feinkörnig und gut zu verarbeiten ist. Anschließend wurden darauf abgestimmt textile Schlauchmaterialien entwickelt, die resistent und wasserdurchlässig sind. Beide Materialien gehen einen konstruktiven Materialverbund ein. So entstand ein überdimensionales "Garn“, das aus einem textilen Schlauch mit Zement als Füllmaterial besteht und zunächst formbar und beweglich ist und als Verbundmaterial aushärtet. Das Betontextil-Garn wurde mit den textilen Konstruktionstechniken Weben, Stricken und Knüpfen weiterverarbeitet. Jede der Konstruktionen hat spezifische Eigenschaften. So erwiesen sich Gewebe als stabilste Konstruktion, gefolgt von gestrickten und den geknüpften Flächen. Durch Weben und Stricken entstanden formstabile Flächen, die lasttragend sein können, wohingegen durch die Aneinanderreihung von Knoten Beweglichkeiten erzeugt wurden.
Die Strukturen aus Betontextil sind zunächst frei formbar wie ein Stoff und härten durch die Zugabe von Wasser aus. Die Potentiale des Materialverbunds werden durch vier auf unterschiedliche Weise konstruierte Flächen aufgezeigt: ein großflächiges freistehendes Gestrick, ein gestricktes Wandpaneel, ein hockerartiges Gewebe, und ein beweglicher geknüpfter Betonteppich.