Sommersemester 2010, BA/MA Visuelle Kommunikation
1 t CO2
Um wirklich etwas zu ändern, so Klimaschützer, müssten wir unsere jährlichen CO2-Emissionen pro Kopf/Jahr auf maximal zwei Tonnen senken. Das sind für uns in Deutschland etwa elf Tonnen weniger als jetzt.
Hilflos kaufen wir mit Bio-Kiwis und 11-Watt-Leuchtmitteln unser Gewissen frei und richten unser Augenmerk auf Staaten, die für noch mehr CO2-Emissionen verantwortlich sind als wir. Wir hoffen, dass Politik und Industrie smarte, energiesparende Lösungen für uns finden und verdrängen dabei gern, dass wir ohne ein ganzheitliches Umdenken den Klimawandel nicht stoppen können. Und wenn wir ehrlich sind, haben wir auch gar keine Lust auf Sparen, auf die fade Öko-Nummer und die belehrenden Worte der grünen Klimaschutz-Projekte.
Das Projekt »1t CO2« will sich der abstrakten Forderung lustvoll nähern: Was wollen wir erfinden, wie können wir umdenken und wo ist das Sparpotenzial, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen? Es stellt uns als Mensch in den Mittelpunkt: Wie sähe unser Leben in einer Welt aus, in der wir unseren jährlichen CO2-Ausstoß auf 1t CO2 pro Kopf reduziert haben, eine Welt, die wir selber gestalten können?
50 UtopistInnen aus allen Alters- und Berufsgruppen suchten nach Ideen für eine lustvolle und eine klimafreundlichere Welt – vielleicht der erste Schritt zum einer möglichen »Low Carbon Culture«.
Eine Utopie zu entwerfen heißt, sich trauen zu fragen: Was wäre wenn? In 50 so genannten »Skribble-Sessions« nach dem Prinzip des interaktiven und vor allem interdisziplinären »Design Thinking« wurden mit jeweils 4 Leuten unterschiedliche Themen einer 1-Tonne-CO2-Welt entworfen. Von Session zu Session ergaben sich neue Fragestellungen: Was wäre, wenn wir nur noch in Gemeinschaft essen würden? Gibt es in der »Low Carbon Culture« neue Statussymbole? Was ist der neue »Luxus«? Wie sehen die Verkehrsmittel der Zukunft aus? Brauchen wir eine CO2-Polizei? Ist unser heutiger Lebensstandard Maßstab für ein glückliches Leben?
Unsere Utopie hat ihren Ausgangspunkt in der Gegenwart, ist nicht perfekt, nicht komplett, nicht ausschließlich. Sie schafft Raum für Kritik und bietet Möglichkeiten, die gegenwärtigen Strukturen zu hinterfragen und Grenzen neu zu stecken. Kann uns utopisches Denken beim Entwerfen und Entwickeln kreativer Ideen helfen, neue Arbeits-Räume zu eröffnen?