Wintersemester 2006/07,

sen+

Ein Porzellangeschirr ohne Altersgrenze

 

Die Gestaltung des Porzellangeschirrs „sen+“ berücksichtigt im besonderen Maße die Bedürfnisse von Menschen mit physischen Einschränkungen. Durch eine Verbesserung der Gebrauchseigenschaften der Geschirrteile werden motorische Defizite beim Essen und Trinken ausgeglichen und somit einem Verlust der Selbstständigkeit der betroffenen Personen entgegen gewirkt. Dabei handelt es sich aber keinesfalls um ein „Spezialgeschirr“ für diesen Nutzerkreis, sondern um ein Alltagsgeschirr, das die Gruppe der Betroffenen mit in Betracht zieht.

Die bereits im Sanitätsfachhandel als „seniorengerecht“ oder „barrierefrei“ angebotenen Alltagshilfen für den Speisebereich sind meist als Einzelartikel adaptiv zum herkömmlichen Geschirr konzipiert. Ihr überwiegend auf Funktionalität gerichtetes technisches Äußeres läßt sie als „Fremdkörper“ auf dem Tisch erscheinen. Sie führen zu einer Stigmatisierung und werden deshalb oft nicht angenommen. Doch der ausschließliche Gebrauch von herkömmlichem Geschirr berücksichtigt nicht die besonderen Bedürfnisse auf funktionaler Ebene. Bei „sen+“ sind die „Hilfen“ für das Essen und Trinken daher formal in die Porzellanteile integriert, so dass das Geschirr trotz gezielter Optimierung der Gebrauchseigenschaften eine gewohnte Anmutung behält.

Auf der Grundlage von Befragungen und Beobachtungen in Kliniken und Pflegeheimen wurde ein genauer Bedürfnis- und Anforderungskatalog erstellt, der Ansatzpunkte für die Gestaltung lieferte. Die Formgebung wurde während der Entwurfsphase sukzessive anhand von sensuellen Untersuchungen an Modellen überprüft und optimiert.

Die Gestaltung von „sen+“ basiert auf einem einheitlichen Formprinzip, das auf alle Geschirrkomponenten übertragen wurde und so einen formalen Zusammenhang zwischen den Einzelteilen herstellt: Je nach Gefäßtyp sind entweder Ober- oder Unterteil der konischen Grundkörper exzentrisch verformt, so dass sich gegenüberliegend, steil und flach aufsteigende Randzonen bilden. Dieses Vorgehen bewirkt bei den einzelnen Geschirrteilen ganz unterschiedliche Verbesserungen in den Gebrauchseigenschaften. So ergeben sich u. a. ein präziserer Trinkfluss beim Becher, klar gegliederte, sichere Greifzonen und eine leichtere Aufnahme der Speisen bei Schalen und Tellern.

Die formgebenden Veränderungen sind auf den ersten Blick nur minimal, stellen aber im Gebrauch eine unschätzbare Erleichterung dar. Der Entwurf geht von der Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse aus, richtet sich aber in ansprechender Gestalt und Funktion an ein weites Publikum. Es entsteht ein universelles, für jedermann hilfreiches Design.

Teilnehmer Sven Benterbusch
Betreuung Helmut Staubach
ProjektkategorieDiplom
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