Wintersemester 2015/2016, BA/MA Textil- und Material-Design

VERBORGENER GLANZ

in der Welt der natürlichen Geometrien.

 

Bei einem Besuch im Museum für Naturkunde war ich vor allem von den ausgestellten Mineralien fasziniert. Unter der Erde verborgen, entwickeln sie eine unüberschaubare Vielfalt geometrischer Formen und materieller Erscheinungen. Ihre über Tausende von Jahren herausgebildete Schönheit zeigt sich erst im Tageslicht. Neben den Geometrien, Farben und unterschiedlichen Transparenzen war der Glanz ihrer Oberfläche ein entscheidendes Merkmal, das dieses Projekt beeinflusst hat.

 

Der Ausgangspunkt war Kalkspat, der eigentlich ein eigentlich sehr weit verbreitetes Mineral ist. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, das heißt, es besitzt drei Achsen, und entwickelt verschiedene Kristall- beziehungsweise „Aggregatformen“. Kalkspat kann sowohl farblos als auch von milchweißer bis grauer und – aufgrund von Verunreinigungen – auch von gelber, rosa oder violetter Farbe sein.

 

Die Kalkspat-Struktur wird aus verschiedenen geometrischen Kristallen gebildet. Sie bildet sich auf zwei Ebenen aus, auf der ersten Ebene überlagern sich drei Achsen unregelmäßig, auf der zweiten Ebene sind verschiedene kleine Kristalle als Punkte unregelmäßig kombiniert. Durch transparenten Kalkspat hindurch sieht man Objekte deshalb doppelt. Die Erscheinung des Kalkspats ist durch zwei Eigenschaften charakterisiert: 1. im Licht zeigt seine Oberfläche einen Glanz; 2. er ist transluzent, normalerweise aber nicht ganz durchsichtig.

 

Das Projekt greift einerseits die trigonale Regelmäßigkeit des Kalkspats auf, um sie in abstrahierten, wiederholten Formen auf einer Oberfläche abzubilden und ihre Wirkung bei unterschiedlichen Proportionen zu untersuchen. Es basiert auf prägnanten visuellen Prototypen, die auf zwei geometrische Dreieckselemente zurückgehen. Andererseits legt es das Augenmerk auf die besondere Qualität der Oberfläche, die den Glanz und die natürliche Farbigkeit des Vorbilds widerspiegelt.

 

Die abstrahierten Kristallstrukturen wurden auf Baumwoll- und Polyesterstoffe sowie auf Seide übertragen. Hierbei kamen Siebdruckfolie und manuelle bzw. digitale Sticktechnik zum Einsatz. Das digitale Sticken erzeugt jedoch eine akkurate, industrielle Oberfläche, die wenig Spannung im Muster erzeugt, sodass die endgültigen Muster per Hand gestickt wurden. So verbindet die Arbeit strenge Regelmäßigkeit mit einer kontrollierten Unregelmäßigkeit und vermittelt so in einer ästhetischen Übertragung den im Kristall enthaltenen Gegensatz von Geometrie und natürlichem Material. Der ästhetisierende Effekt wird unterstrichen durch die Verwendung eines hellen Garns und die mit Folie überzogenen silbernen, durch schwache rote Texturen unterbrochenen Dreiecksflächen, deren zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit liegender Glanz sich an die geheimnisvolle Erscheinung der Mineralien anlehnt.

 

Teilnehmer Jiao Fang
Betreuung Prof. Dr. Zane Berzina, Josefine Düring
Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
Verborgener Glanz#1
Verborgener Glanz#1

Alle Rechte vorbehalten Jiao Fang
Verborgener Glanz#2
Verborgener Glanz#2

Alle Rechte vorbehalten Jiao Fang
Verborgener Glanz#4
Verborgener Glanz#4

Alle Rechte vorbehalten Jiao Fang
Verborgener Glanz#3
Verborgener Glanz#3

Alle Rechte vorbehalten Jiao Fang
Verborgener Glanz#5
Verborgener Glanz#5

Alle Rechte vorbehalten Jiao Fang