Sommersemester 2018, BA/MA Textil- und Material-Design Textil_Startseite

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Eisen kann doch nicht fliegen, ein Flugzeug muß doch leicht sein.* Hugo Junkers

Vor der Erfindung der Leichtmetalle, war es undenkbar, dass Metall fliegen kann. Durch die Entwicklung immer leichterer Materialien lassen sich dagegen die Grenzen unseres Raums erweitern. Eine Vision, die im Architekturkontext z.B. im experimentellen Leichtmontagebau „Stahlhaus“** auftaucht, als Organismus, der mitwachsen und sich neuen Bedingungen anpassen kann. Heute sind es vor allem Faserverbundwerkstoffe, die die Symbiose von Leichtigkeit und Stabilität immer weiter vorantreiben.

Das Ausgangsmaterial unseres Projekts ist Basaltstein, ursprünglich flüssiges Magma aus dem Erdinneren, das an der Erdoberfläche erstarrt ist. Über erneutes Einschmelzen in einem industriellen Prozess kann es in ein Filament verwandelt werden, das wir wiederum - in einer Umkehrung des ursprünglichen Materialcharakters von Stein - für die Herstellung filigraner, leichter und stabiler Konstruktionen nutzen. Hier wird es mit Harz verstärkt und in netzartige, feste Module verwandelt, die flexible Kombinationen und Raumstrukturen bilden. Der Basaltfaden spannt sich in irregulären, überkreuzenden Linien. Je nach Filamentstärke weisen die tragenden Flächen später verschiedene Dichten und Festigkeiten auf. Die Eigenschaften der beiden verwendeten Materialien verstärken sich gegenseitig zu einer fast immateriellen Bauweise. Die einzelnen, in ihrer Leichtigkeit und Transparenz variierenden Module können nun durch Steckverbindungen zu größeren räumlichen Strukturen zusammengesetzt werden. Dabei lässt sich dieses Bauprinzip in verschiedenen Modulformen umsetzen.

Die gewählte Form des Oktaeders bietet sowohl konstruktive als auch ästhetische Besonderheiten. Ihre aus hexagonalen und quadratischen Flächen gebildete Geometrie bietet eine besondere Stabilität, ähnlich wie Wabenstrukturen. Trotz ihrer abstrakten Grundform entwickeln sie miteinander kombiniert organische und freie Flächen und Raumstrukturen, die in verschiedenen Ausrichtungen beliebig erweiterbar sind und sich von gewohnten rektangulären Bauweisen deutlich unterscheiden. In ihrer Komposition einem Organismus ähnelnd, wirken sie eher wie ein natürlich wachsendes Gebilde.

In der individuellen Nutzung können die Module frei zusammengestellt, umgebaut und so in ihren Funktionen spielerisch erforscht und erlebt werden. Stabilere und tragfähigere Module lassen sich zu räumlichen „Landschaften“ zusammenfügen, mit Elementen zum Sitzen oder kleinen Ablageflächen, während bei filigraneren, freistehenden Elementen eher raumbildende und visuelle Aspekte in den Vordergrund treten. Die Erosions- und UV-Beständigkeit des Materials, ermöglicht die Nutzung sowohl im Innen- als auch im Außenbereich.

Das eigentliche Erlebnis dieser Räume erschließt sich erst durch die Bewegung des Betrachters. Je nach Position bilden die netzartigen Strukturen unterschiedliche Komplexitäten und Transparenzen, während ihre Formationen sich permanent verschieben und verschwimmen. Räumliche Grenzen zeichnen sich ab, können aber in ihrer zarten Materialität kaum wirklich als abschließendes Element dienen, werden gleichzeitig sichtbar und durchsichtig. Durch die Überlagerung der Strukturen wird die eigentliche räumliche Komposition aufgehoben, die verschiedenen Flächen können nicht mehr klar fokussiert werden und lösen sich in eine diffuse Räumlichkeit auf.

 

*zitiert nach Scheiffele, „Das leichte Haus“ (2016), S. 230 - Hugo Junkers (3.2.1859-3.2.1935) gründete 1895 in Dessau die Firma Junkers & Co. Der Hochschullehrer, Forscher, Ingenieur und Unternehmer entwickelte grundlegende Erkenntnisse im Flugzeugbau, wie den Ganzmetallbau.

**1926/27 gebaut von Richard Paulick und Georg Muche in Dessau-Roßlau

 

 

EN

Iron can’t fly; an airplane must be light!*

At one time it was unthinkable that metal could be utilized for flight. Yet the continual development of ever lighter metals has extended the limits of our spatial experience. This visionary pursuit is exemplified in the “Stahlhaus”project ** and, with its experimental light-assembly, it is perceived as an organism that can grow and adapt to new conditions. Today, composites are driving this symbiosis of lightness and stability forward.

Basalt, the material we explored in our own pursuit of these qualities, comes from the depths of the planet as liquid magma and solidifies on the earth’s surface. When re-melted, basalt can be transformed into a filament which enables the construction of light yet stable structures. In our Master Project basalt filaments are reinforced with resin and transformed into net-like, solid modules that can be combined into flexible spatial structures. The basalt thread is stretched in irregular, intersecting lines. Depending on the thickness of the filament, the resulting surfaces exhibit different densities and strengths.

The individual modules, which vary in lightness and transparency, can now be assembled into larger spatial structures by means of plug-in connectors using the same materials basalt and resin. In such constructions the properties of the two materials can be used to reinforce each other to achieve an almost intangible construction that is diametrically opposed to the solid one. This construction principle can be applied to various geometric forms.

Our modules are all Octahe- drons, selected for the constructive and aesthetic features it offers. Its geometry, formed from eight hexagonal and six square surfaces, offers an inherent stability, comparable to that of honeycomb structures. Despite its strict geometric shape, the Octahedron can be combined in diverse orientations and form organic, free-flowing structures. Similar in composition to an organism, they resemble more a naturally growing structure.

The modules can be freely assembled and changed and their functions playfully explored and experienced. More stable and load-bearing modules can be combined to form “landscapes”, incorporating elements for sitting and shelving, while more delicate elements focus more on spatial and visual aspects. The erosion and UV resistance of the material allows for both indoor and outdoor use.

The actual experience of these structures is only revealed by the movement of the viewer. Depending on their position, the net-like assemblies form varying complexities and degrees of transparency, while their formations continually shift and blur. Spatial boundaries emerge, but, in their delicate materiality, obscure boundaries and become both visible and transparent at the same time. By superimposing many elements, the actual spatial composition is cancelled and the various surfaces, no longer distinguishable, dissolve into a diffuse spatiality.

 

*Eisen kann doch nicht fliegen, ein Flugzeug muß doch leicht sein. - Hugo Junkers (3 February 1859 – 3 February 1935) was a German aircraft engineer and aircraft designer. As such, he is generally credited with pioneering the design of all-metal airplanes and flying wings.

**1926/27 built by Richard Paulick and Georg Muche in Dessau-Roßlau

Teilnehmer Idalene Rapp, Natascha-Katharina Unger
ProjektkategorieMaster Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
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