Sommersemester 2018, BA/MA Produkt-Design , BA/MA Textil- und Material-Design , BA/MA Mode-Design GreenLab
GreenDesign 7.0 - Material Cycles
New Materials for a Circular Economy
Our finite natural resources such as oil, coal, natural gas, metals, and minerals are diminishing, while the pressure on water and other organic resources continues to grow. How can we change the way we design, produce, consume, and discard materials in order to live within planetary boundaries?
During the summer semester 2018, greenlab focused on strategies that address the informed choice and application of materials within the context of design for sustainability. Participants of the project, students selected from the departments of Product Design, Textile and Surface Design, and Fashion Design at the weißensee kunsthochschule berlin, were encouraged to develop individual concepts, systems, prototypes and/or services by drawing on circular economy thinking.
In a symposium, in workshops and individual projects, greenlab explored opportunities afforded by natural and manmade materials, small-scale or industrial production methods, closed loop and open source systems, and the various scales of circularity from the local to the global. Cultural concepts – such as the difference between ‘natural‘ and ‘man-made’– were challenged by looking into the possibilities that new fields such as biotechnology offer us, in order to develop sustainable materials and products.
greenlab started the summer semester with the symposium ‘Material Cycles’ which took place on 13th of April 2018, and addressed critical issues and developments within the field of circular design 1.
Students received extensive information about concepts, strategies and practices regarding sustainability from the perspective of designers, technologists, and practitioners working in the areas of ecological design and the circular economy.
A focus was set on innovative concepts and practices and on the social and economic potential of sustainable and ecologically sound production methods, their potential impact on our everyday lives, and the role of design and designers within this context.
The symposium addressed five sub-themes:
• material choices – natural and man-made – their origins and impact during material lifecycles of use and disposal
• state-of-the-art strategies for circular design: the creation, production and use of products, through design case studies
• various scales of circularity from the local to the global
• closed loop, circular flows and open source systems
• visions and new developments with a particular focus on possibilities offered by biotechnology
Funding by Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre (BCP)
Cooking New Materials - Youyang Song
„Cooking New Materials“ basiert auf einem selbst entwickelten Verfahren, um verschiedene Bio-Abfälle zu alternativen, biologisch abbaubaren Textilmaterialien zu verarbeiten. Bananen- und Orangenschalen oder Sojamilchtrester werden mit einem natürlichen Binder als Matrix verbunden. Das entstehende Komposit-Material lässt sich nach Gebrauch durch erneutes Kochen einfach wiederverwenden. Es ist ein zu 100% biologisch abbaubares „zero waste“ Naturprodukt, das darüber hinaus ungewohnte gestalterische Möglichkeiten eröffnet.
AL G. – Transformation der Braunalge - Juni Sun Neyenhuys
Gäbe es olympische Spiele für die Ökobilanz von Rohstoffen, würde die Braunalge alle konventionellen Ressourcen übertreffen – in jeder Disziplin. Warum? Sie benötigt weder Ackerfläche, noch muss sie bewässert werden, da sie in salzhaltigen Küstengewässern wächst. In diesen hilft sie auch noch dabei, den Nährstoffüberschuss reduzieren, der durch die Landwirtschaft und vor allem unsere CO2-Emissionen erzeugt wird. Und dann wächst sie auch noch schnell. Die Hauptbestandteile der Alge bilden die Polysaccharide Alginat und Cellulose. Extrahiert man das Alginat, bietet dieses vielseitige textile Anwendungsmöglichkeiten. Die verbleibende Cellulose lässt sich gleichzeitig in einen stabilen und leichten Kompositwerkstoff transformieren. Das Projekt untersucht die Potentiale einer integralen Verwertung der Braunalge. Diese steht – vom ökologisch nützlichen Anbau über ihre Verwertung und Verwendung bis hin zur Rückführung – in einem geschlossenen Kreislauf.
Epithel - Thalea Schmalenberg
Die faszinierende Schalenmatrix der Austern erbauen ihre sogenannten Epithelzellen. Diese scheiden in verschiedenen Rezepturen Calciumcarbonat und Conchiolin aus; zwei Materialien, deren Sythese die widerstandsfähige Schale bildet. Analog zu diesem Phänomen wird durch tradierte keramische Prozesse und der neuen, generativen Technologie des 3D-Drucks unterschiedlichen Abfallstoffen gleichzeitig eine sinnvolle Wiederverwertung gegeben: Dem Kalk aus Austernschalen und keramischem Bruch, die im Verbund, ungeahnte, formalästhetische, sowie haptische Qualitäten aufzeigen. Muschelkalk bildet, gebrannt zu Calciumoxid, den Hauptbestandteil der entwickelten Glasuren, die durch verschiedene Zusammensetzung der Rohstoffe ein weites Spektrum an Schattierungen ergeben. Sie setzen einen optischen und haptischen Kontrast zu den aufgebauten Oberflächenstrukturen der gedruckten Materialsynthesis. Das Projekt Epithel hebt mit den gezeigten Objekten die Schönheit der beiden Abfallmaterialien auf eine ästhetische Ebene und gibt ihnen eine zweite und nachhaltige Chance zu leben.
100% - Anton Richter
Was auf den ersten Blick an Hobelspäne oder Stroh erinnert, enthüllt sich als Spargelschale. Während des Trocknens hat sich die weiße und weiche Haut des Stangengemüses in ein bräunliches und beständiges Material mit holzähnlichen Eigenschaften verwandelt. Durch die entsprechende Verarbeitung lässt sich ein Faserverbundwerkstoff herstellen, der ausschließlich aus Spargelschalen besteht, da diese aufgrund der eigenen Klebefähigkeit kein Bindemittel benötigen. Die besonders lagen Fasern ermöglichen zudem eine hohe Biegsamkeit und Stabilität. Sowohl Flächen als auch Körper können gepresst, modelliert und gefaltet werden. Trotz seiner Robustheit, lässt sich der Werkstoff leicht auflösen und in seinen natürlichen Kreislauf zurückführen.
new tactility – tactile material qualities of citrus biopolymers - Ralph Zähringer
Insgesamt haben Bio-Kunststoffe ein großes Potential, herkömmliche Kunststoffe zu ersetzen, wobei ihre Qualitäten vor allem in ihrer Nachhaltigkeit und biologischen Abbaubarkeit liegen, aber auch in ihrer oft speziellen, naturähnlichen Haptik. Bei aus Zitrusschalen hergestellten Bio-Kunststoffen sorgen unterschiedliche Pektine und andere Biopolymere zum Beispiel dafür, dass Folien sich vergleichsweise samtig anfühlen. Mit den in dem Projekt entwickelten Biokunststoff-Mustern werden diese Eigenschaften und Anmutungen bewusst verstärkt, etwa durch besondere Prägungen oder Perforationen. Durch das Hervorheben, normalerweise im alltäglichen verschwindender Merkmale, erzeugen diese Oberflächen eine subtile Empfindsamkeit für den Werkstoff und seine Handhabung, wobei sie dadurch, zum Beispiel in der Verwendung als Verpackungsmaterial, dem umhülltem Produkt ihre besondere Wertigkeit übertragen.
Our local nettle - Tau Pibernat
Our Local Nettle is a collection of recipes and experiments dedicated to the various uses of the stinging nettle. For many just a weed, but in reality this super plant offers multiple nutritional and medicinal properties, in addition to its legendary qualities as a local cellulose fiber for the production of textiles. As an open lab for interaction, Our Local Nettle reinterprets the image of this urban plant, and motivates people to integrate nettles as a local resource in everyday life. Throughout the project, food recipes and design practices were tested. From “nettleade”, to nettle paper, extraction of fibers and yarn plying, nettle cordage, printing paste and nettle ink. Any material rests can be turned into a nutritious garden fertilizer. (Process stages and results can be observed at the final piece.)
Transitional Textures - Nelli Singer
Um Biokunststoffe und ihre Materialqualitäten zu erforschen, wurde mit den Algenbestandteilen Carrageen, Agar und Alginat experimentiert. Durch das Hinzumischen und Kochen von verschiedenen natürlichen Bestandteilen entstanden Materialien mit jeweils unterschiedlicher Flexibilität, Reißfestigkeit und Transparenz. Anders als normale Kunststoffe lassen sie sich problemlos immer wieder neu einschmelzen. Zudem ist ein Verkleben der Materialien miteinander durch bloßes Anfeuchten möglich. Diese Biokunststoffe bieten bereits in ihrem Materialverhalten und der unmittelbaren Einfl ussnahme auf sie eigene gestalterische Möglichkeiten. So führt z.B. Falten oder Zerknüllen, dazu, dass sich die hergestellten Folien an bestimmten Stellen milchig-weiß verfärben. Eine andere Entdeckung war, dass das Material bei Zusatz von Natron eine Art florale Textur entwickelt. Im Projekt wurden mehrere gestalterische Möglichkeiten kombiniert, z.B. zusätzlich in die Folien eingeschnittenen durchbrochene Mustern, durch die sich das Material bei Berührung öffnet oder schließt. Ebenso wurde das in Streifen geschnittene Material verwebt, wobei die Möglichkeit des Verklebens genutzt wurde, um unterschiedliche Dichten und Transparenzen zu erzeugen.
Rewoodable - Nicole Dietz, Tilman Holz, Esther Kaya Stögerer
In diesem Projekt geht es um die Entwicklung eines frei formbaren Holzmaterials, das im Gegensatz zu den üblichen Holzverbundwerkstoffen (MDF, OSB und Spanplatten) ausschließlich aus Bestandteilen des Baumes besteht, die bei seiner industriellen Verwertung als Nebenprodukte anfallen. Das sind zum einen Sägemehl und Holzspäne und zum anderen das bei der Papierherstellung abgeschiedene im Holz enthaltene Lignin. In Verbindung mit Lignin als Bindemittel entsteht ein ökologischer plastischer Werkstoff, der durch 3D-Druck oder Formpressen in jede Gestalt gebracht werden kann. Die Eigenschaften des Materials lassen sich zusätzlich durch Zugabe von Naturkautschuk erweitern, womit das Holz flexibel wird.
Kombucha - Irina Hefner
Die Fläche zieht sich uber das Wasser. Sie nimmt nahezu jedes Format an. Das Wasser wird trüber und fängt an lebendig zu werden. Das Trüb-Gelbliche geht uber in gallertartige Schichten. Es ruht und wird saftiger und dichter. Die Haut marmoriert sich, verändert ihre Farbe und Haptik, je nachdem was ihr zugefügt wird. Man wartet, passt auf und nährt sie. Bis der Zeitpunkt gekommen ist, sie zu entnehmen. Sie vorsichtig abzulegen. Ihr das Wasser zu entziehen. Nun ist sie transparent, nicht Papier und nicht Leder. Sie ist flexibel, aber reißt leicht. Ihre Anmut bringt einen zum Diskurs. Sie ist Fetisch und Natur zugleich. Mich erinnert sie an lange vergangene Zeitalter. Doch kann sie heutigen Bedürfnissen nachkommen? Der Versuch einer Kollektion. Sie wird Jacke wie Hose und Hemd. Doch in ihrer „Pureness“ ist sie angreifbar. Feuchtigkeit bringt Sie zu ihrem Ursprung zurück, führt zu Auflösung. Feuchtigkeit ist Körper – Körper ist Mode. Ist dieser Aufwand des Wachsens, die Nahrung, die Zeit dieses angreifbare Material wert? Nennen wir es dann noch nachhaltiges Design?
Plasticula - Jannis Kempkens
Dass der Mehlwurm Polystyrol frisst, wissen wir, seit ein kalifornisches Pärchen seine Würmer in einer Styroporbox aufbewahrte. Studien haben seitdem belegt, dass Wurm und Plastik eine perfekte Symbiose eingehen, in der der Wurm alle benötigten Nährstoffe aus dem geschäumten Kunststoff gewinnt und ihn dabei in eine biologisch verwertbare Masse verwandelt. Derselbe Wurm ist gleichzeitig eine hochwertige Proteinquelle, die schon heute regelmäßig auf dem Teller eines Drittels der Weltbevölkerung landet. Doch was entsteht in seinem Lebenszyklus noch, wenn die Larven wachsen, sich verpuppen, zu Käfern werden und schließlich sterben? Plasticula widmet sich diesen Überbleibseln, die größtenteils aus Chitin bestehen, und zeigt auf, wie sie sich in neue Materialien verwandeln lassen. Den Hintergrund bildet die Transformation eines an sich schädlichen Kunststoffs, der in neue nachhaltige Kreisläufe überführt und gleichzeitig aufgelöst wird.
Long live the cloth - Henriette Dresbach, Ann-Lea Hebeisen
Unsere Entwürfe sind Teil des Diskurses über Nachhaltigkeit und stehen am Anfang unserer Arbeit mit dem Ziel, Konsumenten zu sensibilisieren und gleichzeitig die Langlebigkeit von Kleidung zu fördern. Zentrale Elemente sind hierbei die Qualität des Materials, die Zeitlosigkeit des Schnitts, die Möglichkeiten der Weiterverwertung und die damit verbundene Kommunikation. Entstanden sind zwei komplementäre Kollektionen. Die Basic Wardrobe geht von den klassischen Grundschnitten aus, während die Seasonal Pieces durch freie Drapierung an der Büste entstanden sind. Beiden gemeinsam ist die weitgehend Verschnitt freie Produktion. Die Kollektionen sind nicht nur kombinierbar, sondern auch durch den Materialkreislauf miteinander verbunden. Die in der Kleidung ausgedrückte Grundhaltung wollen wir durch begleitendes Informations- und Weiterbildungsangebot verbreiten.
The Paper Waste Workshop - Tim van der Loo
Der Paper Waste Workshop ist ein mobiles Open-Source-Labor, das zum Mitmachen einlädt und zum Experimentieren und Entwickeln neuer biologisch abbaubarer Materialien aus natürlichen Ressourcen und lokalen Abfällen. Ausgangspunkt ist ein allgegenwärtiges Material, das jedoch selten zum Recycling in Betracht gezogen wird: Papierplakate, die über ganz Berlin verteilt sind und für die Ereignisse der nächsten Tage werben. Diese kurzlebigen und aufmerksamkeitsstarken Medien addieren sich – oft in vielfachen Schichten – auf Zäunen, öffentlichen Mauern und Werbesäulen zu riesigen Papiermengen. Indem wir sie abnehmen und die „Jahresringe“ dieser städtischen Oberfächen aufdecken, gewinnen wir den Hauptbestandteil eines neuen, nachhaltigen Materials, für dessen Herstellung ansonsten nur biologische Grundstoffe und einfache Küchenutensilien benötigt werden. Es entsteht eine lehmartige Masse, die sich beim Trocknen zu einem kunststoffartigen Material verfestigt, und aus der eigentümliche Gegenstände für den täglichen Gebrauch geformt werden können.
Supervision by
Prof. Dr. Zane Berzina/ Textil- und Flächendesign
Prof. Susanne Schwarz-Raacke/ Produktdesign
Prof. Heike Selmer/ Modedesign
Prof. Dr. Lucy Norris/ Designanthropologie und Materialkultur
Essi-Johanna Glomb/ Forschungsmitarbeiterin TFD
Julia Wolf/ Forschungsmitarbeiterin greenlab
Andreas Kallfelz/ Konzept
In Collaboration with
Dr. Flavia Barragan, topLab Berlin e.V.