Wintersemester 2017/2018, BA/MA Textil- und Material-Design
Die Fischschuppe – gestalterische Qualitäten in der textilen Fläche
Ich habe als Kind gerne alles Mögliche gesammelt, was man in der Nähe von Gewässern findet.
Unter diesen Fundstücken findet sich neben einem Glas Donnerkeilen, einer Schale versteinerter
Seelilienstücke, etlichen Glasscherben, Muscheln und Steinen auch ein kleines Säckchen voller
Fischschuppen. Diese habe ich damals ganz glitschig und stinkend an der Elbe aufgesammelt. Das
Blut wurde abgewaschen und die Schuppen in die Tasche gesteckt. Nachdem sie getrocknet waren,
wurden sie meiner Sammlung hinzugefügt.
Eine einzelne Schuppe ist ein Modul innerhalb einer großen Oberflächentextur. Diese
Schuppentextur erzeugt ein ästhetisches und sehr regelmäßiges Muster. Die sich dabei
überlappenden Module verraten erst durch die Bewegung des Tieres ihr ganzes Farbspektrum und
die dreidimensionale Struktur ihrer Oberfläche. Das Tier, welches die Schuppen auf seiner Haut
trägt, ist sich dieser Schönheit nicht bewusst. Für es erfüllen die Schuppen einen Zweck, sie haben
sich aus Anpassung an äußere Einwirkungen gebildet. In der ästhetischen Anschauung des
Menschen kann die Schönheit der Schuppe aber bewusst wahrgenommen werden.
Am Ende der kommerziellen Nutzung des Fisches, bleiben seine Schuppen als Abfallprodukt
unbenutzt. Es lag also nahe mit diesem ungenutzten Rohstoff zu arbeiten. Erste Testreihen waren
der Versuch das unbekannte Material näher kennen zu lernen. Daraus ergab sich, dass die natürlich
getrocknete Schuppe bereits eine gestalterische Qualität mit sich bringt.
Diese Arbeit handelt davon, die industrielle Technik des Paillettenauftragens der billigen
Kleidungsindustrie zu entnehmen und zur Transformation einer natürlichen in eine ästhetische
Oberfläche zu nutzen. Die Schuppe wird in Verbindung mit dem Textil beziehungsweise dem
Bindemittel zum flächenbildenden Modul. Die anrüchige Oberfläche des Fisches verwandelt sich
in eine neue schöne Geographie der fühlbaren Erfahrung des Wassers.
Alle Rechte vorbehalten Antonia Dönitz
Alle Rechte vorbehalten Antonia Dönitz
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