Wintersemester 2014/2015, Theorie und Geschichte
In Bewegung setzen
Im Herbst 2014 fand an der Gustave-Eiffel-Schule in Berlin-Prenzlauer Berg das Projekt „In Bewegung setzen“ statt. Absolvent_innen und Studierende der weißensee kunsthochschule berlin entwickelten Workshops, die den Raum der Schule zum Thema hatten – den architektonischen und den sozialen. Die Schüler_innen sollten mehr Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung ihres Lern- und Lebensumfeldes bekommen.
Vier Workshops wurden angeboten:
Gesichter gegen Gewalt von Magdalena Beger / Experiment von Nils Vogt & Robin Wagemann / Die ganze Welt in einem Vorhang von Lina Falkner & Anna Romanowska / Plattenspiele von Gregor Kasper & Julia Schramm.
Jeder der Workshops zeichnete sich dadurch aus, dass die Konzipierenden in den Verfahren und Ansätzen ihre eigene künstlerische Praxis zum Ausgangspunkt nahmen und mit den Jugendlichen der Gustave-Eiffel-Schule in partizipativen Prozessen experimentierten - Ausgang ungewiss. Das System Schule stellte dabei einen Rahmen zur Verfügung, der viel Raum zum Hinterfragen und zum Widerstand bot. Dadurch entstanden in den Workshops mutige und innovative Handlungssequenzen, die sich in ungewöhnlichen Bildern und Materialien "verdinglichten".
Textauszüge aus der Dokumentation (siehe PDF)
Magdalena Beger: "In dem Workshop 'Gesichter gegen Gewalt' haben Schüler_innen der siebten und achten Klasse mit Gesten und Gefühlen spielerisch mögliche Reaktionen auf Formen von Gewalt erprobt. Mit Hilfe eines gemieteten Fotoautomaten konnten die Schüler_innen ihre Mimik erforschen, Gefühle darstellen und wiederum erkennen, erzählerisch arbeiten, sowie ihre Zwischenergebnisse festhalten. Die Jugendlichen konnten sich hinter der Kamera ausprobieren und selbst einmal filmen. Sie haben so die Möglichkeit gehabt, ihre Gefühlswelten und Perspektiven zum Ausdruck zu bringen. Formen des Protests wurden besprochen und es sollte eine Lärmdemo stattfinden, um akustische Zeichen zu setzen. Auch das Fotostudio der weißensee kunsthochschule berlin wurde besucht, sodass die Schüler_innen sich ein umfassendes Bild von professioneller Fotografie machen konnten."
Nils Vogt und Robin Wagemann: " 'Experiment' haben wir als ein offenes Projekt so angelegt, dass wir den Schüler_innen im Alter von 13-15 Jahren eine von strikter Planung befreite Woche angeboten haben. Einzige Aufgabe war, dass sich ein Prozess entwickelt, bei dem sich die Schüler_innen gestalterisch mit ihrem Schulumfeld auseinandersetzen und sich mit dessen Ergebnissen identifizieren sollten. Unser Angebot bestand in erster Linie darin, einen gemeinsamen Diskurs anzuregen und ein möglichst hohes Maß an Eigeninitiative zu fördern. Die einzelnen Interessen der Schüler_innen standen dabei im Vordergrund. Diese mussten untereinander vermittelt werden, um eine gemeinsame Zielsetzung auszuarbeiten. Wir standen hierbei für Fragen zur Verfügung und gaben Hilfestellungen. Die Stärkung der jeweils besonderen Fähigkeiten der einzelnen erfolgte sowohl im Diskurs als auch bei der praktischen Umsetzung.
Lina Falkner und Anna Romanowska: "Im Workshop 'Die ganze Welt in einem Vorhang' hatten wir ein klares und einfaches Ziel: Vorhänge zu gestalten, die die teilnehmenden Schüler_innen in ihren jeweiligen Klassenräumen aufhängen können. Gemäß dem Grundgedanken des gesamten Projektes „In Bewegung setzen“ sollten sie modularisiert sein, um variabel im gesamten Schulhaus einsetzbar zu sein, je nach den aktuellen Bedürfnissen und Wünschen der Schüler_innen. Wie der Titel des Projektes schon andeutet, schwebte uns vor, dass jede Schüler_innengruppe sich ein Thema für ihren Vorhang suchen würde (z.B. Unterwasserwelt / Weltraum für untere Klassenstufen und Liebe / Gesellschaft / Zukunft für ältere Schüler_innen). Neben den konkreten Ergebnissen – also den Vorhängen – war uns wichtig, den Schüler_innen ein breites Spektrum von handwerklichen Techniken vorzustellen, die zur Textilbearbeitung möglich sind und mit denen wir auch im Studium arbeiten. Hierfür hatten wir Linoldruck, verschiedene Sticktechniken, Applikationen und das Färben von Stoffen vorgesehen."
Gregor Kasper und Julia Schramm: " 'Plattenspiele' - Auf der Suche nach Möglichkeiten, mit einfachen Mitteln in die recht triste Schularchitektur des Plattenbaus der Gustave-Eiffel-Schule einzugreifen und diese ästhetisch aufzuwerten, haben wir während der Recherche eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Schule verfügt über große Mengen von sehr geeignetem Trägermaterial für Malereien, die bisher nicht genutzt wurden. In den meisten Klassenzimmern und in vielen Gängen gibt es eine abgehangene Zwischendecke, deren Metall-Gitter mit herausnehmbaren, weiß grundierten Holz-Platten bestückt ist. Diese eignen sich hervorragend als mobile Bildträger für Malereien. Die Bildträger besitzen also sowohl die Vorteile von ortsspezifischen Wand-/Deckenmalereien als auch von flexiblen Tafelbildmalereien. Im Workshop entwickelten die Schüler_innen gemeinsam Motive für die ungewöhnlichen Bildträger und konnten sich mit deren Umsetzungen produktiv in ihre Schule und dessen Gestaltung einbringen."
Eine Kollaboration von WETIP (When Education Turns Into Poetry) in diesem Projekt:
Magdalena Beger, Lina Phyllis Falkner, Kristina Huber, Gregor Kasper, Anna Romanowska, Julia Schramm, Nils Vogt & Robin Wegemann mit der Gustave-Eiffel-Schule Berlin, allen Schüler_innen und ihrer Lehrer_in Carolin Rudolph, der weißensee kunsthochschule berlin und der Dozent_in Mona Jas, sowie der Rektor_in Leonie Baumann unterstützt vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.
- [PDF] In Bewegung setzen