Wintersemester 2016/2017, BA/MA Textil- und Material-Design , Theorie und Geschichte Holzbearbeitung , CAD-Werkstatt , Weben
Body Loom System
Body Loom System
Ein personalisierter Webrahmen zur nahtlosen Kleiderherstellung
„Fast, fast, fast, cheap, cheap, cheap, now, now, now” – das Body Loom System setzt dem Mantra der Fast Fashion ein alternatives Modell und ebenso eine Reflexion zu den immer schneller werdenden Zyklen der Modeindustrie entgegen. Zeit spielt hierbei die zentrale Rolle. Die Arbeit bewegt sich dabei bewusst fernab von Industrie und Massenmarkt und legt das Hauptaugenmerk auf die tradierte Handwebskunst.
Im Zentrum steht die Entwicklung eines Apparats, der einem Webrahmen vergleichbar ist und es ermöglicht, ein Kleidungsstück nahtlos in einer dreidimensionalen Form zu weben. Da die Herstellung in einem Stück stattfindet, fällt das Nähen und Schneiden weg. Ein hundert prozentiges Zero-Waste-Produkt entsteht, das sich perfekt der vorgegebenen Körperform anpasst.
Aufgrund seiner Konstruktion bedingt der dreidimensionale Webstuhl gegenüber dem klassischen Handwebstuhl eine nochmalige Verlangsamung des Webvorgangs - der Schussfaden muss um jeden einzelnen Kettfaden manuell herumgeführt werden. So wird die individuelle Zeiterfahrung zu einem wesentlichen Aspekt des Arbeitsprozesses. Es entstehen meditative ‚islands of slowness’ – in denen die Beschleunigung und Automatisierung unseres modernen Lebens temporär ausgeschaltet ist.
Dabei geht es nicht darum eine verlangsamte Zeitwahrnehmung zu verabsolutieren, sondern sie vielmehr in individuelle Lebenszusammenhänge einzufügen und zwischen den verschiedenen Zeitebenen eine Balance zu schaffen. Durch verschiedene Parameter, wie etwa die Fadenstärke kann der Zeitaufwand individuell angepasst werden. Im Zuge dieses Webprozesses wird dabei die Körperform direkt realisiert.
Das eigentliche Produkt ist der dreidimensionale Webrahmen, der als zusammensteckbarer, nach den individuellen Körpermaßen vorgefertigter Bausatz über ein Online-System bestellt werden kann. Es ist eine Art Tool, das virtuell generiert wird und ein neues technisches Prinzip mit einer uralten handwerklichen Tätigkeit kombiniert. Im Sinne einer Individualisierung des Lebensumfeldes ließe sich das Verfahren auch auf die Herstellung anderer persönlicher Objekte wie Möbel übertragen.
Project category Project subjects BA/MA Textil- und Material-Design, Theorie und Geschichte