Sommersemester 2013,
unterdrückungsstrategien in der mode
Die Auseinandersetzung mit Geschlechterstereotypen in der Mode und der Wandel der Rollenverhältnisse stand am Anfang meiner Arbeit. Je tiefer ich in das Thema eintauchte, desto entsetzter war ich von den beschriebenen Verhältnissen und den daraus resultierenden Folgen für die Frauen. Zum Teil hatte ich das Gefühl, in eine Welt eingetaucht zu sein, in welcher der Begriff der Emanzipation noch nicht erfunden war. Um nicht irgendwann Teil eines Systems zu werden, in dem man vielen Menschen mehr schadet als ihnen Gutes zu tun, suchte ich nach Schwachstellen im Kreislauf der Gesellschaft, den Medien, der Wirtschaft und Mode. Um Wege und Argumente zu finden, die Dinge besser zu machen.
In der Mode gibt es Vieles, sie veränderte sich im Laufe der Zeit und erfand sich immer wieder neu. Sie unterstreicht die Rollen der Träger und gibt Auskunft über Vermögen und Stand in der Gesellschaft. Sie entwickelt Bilder für Persönlichkeiten, Geschlechterrollen, Schichten, Politiker, Jugend. Der dunkle Herrenanzug steht für Erfolg und Macht. Das kleine Schwarze für eleganten Sexappeal. Oft wird die Mode belacht als Leidenschaft der Eitlen.
Nur Wenige beherrschen die Regeln der Mode, mit denen sich der Wandel der Gesellschaft lesen lässt wie ein Geschichtsbuch. Und nur selten wird sie als machtvolles Mittel wahrgenommen, mit dem man täuschen oder manipulieren kann. Die Mode ist eng verbunden mit den Entwicklungen unserer Geschichte. Sie ist durchzogen von Machtstrukturen und Unterdrückungsmechanismen. Diese offen zulegen und zu hinterfragen, ist das Ziel meiner Arbeit. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt hierbei nicht bei der Analyse der Looks verschiedener Designer, sondern in den Zusammenhängen verschiedener Arbeitsprozesse der Designer mit deren Umfeld: mit den Medien und dem Verständnis von Wirtschaftlichkeit. Ich hinterfrage ein System in dem der materielle Gewinn das höchste Ziel ist und versuche zu erklären, wie diese Ideale Einzug halten in die Mode, die wir alle tragen, und somit Teil werden der eigenen Identifizierung. Ich gehe ein auf die damit einhergehende Zersetzung des Selbstverständnisses von Frauen und Kindern und die Ausbeutung von Arbeitskräften in der Textilbranche. All das möchte ich nicht hinnehmen und habe deshalb, basierend auf dieser Auseinandersetzung, eine Kollektion entwickelt, die versucht, „neue“ Wege zu gehen.