Wintersemester 2011/12,
URBAN KALEIDOSCOPE
In der Nacht entfaltet das Licht seine ganze Intensität. Eine andere Ebene, mit einer eigenen Lebendigkeit, tritt an die Oberfläche und nimmt die Erscheinung der Großstadt in Besitz. Die natürliche und unspektakuläre Wirklichkeit des Tageslichts verwandelt sich in eine künstliche und vielleicht sogar surreale Landschaft aus leuchtenden Punkten, Flächen, Farben und Bewegungen. Strukturen, die tagsüber unauffällig bleiben, werden verstärkt sichtbar, die Verkehrsadern der Straßen treten überdeutlich hervor, Hochhäuser werden zu überdimensionalen Lichtkörpern, flächendeckende, pulsierende Lichtwerbungen besetzen die Innenstädte und eine Unzahl verstreuter fester oder beweglicher Lichtpunkte erscheint wie ein Diagramm aller möglichen stattfindenden Aktivitäten. Selbst aus dem Weltraum sind die über den Globus verteilten Lichtzentren – wie Elemente einer lebendigen Haut – deutlich zu sehen.
Unser Bild der leuchtenden Großstadt hat auch einen imaginären Charakter und verbindet sich mit den medialen und überhöhten Bildern spektakulärer Orte. Die Vermittlung von Licht basiert wesentlich auf Technologie und der Möglichkeit, eine künstliche Dimension zu erzeugen. In derselben Richtung manipuliert das Projekt unsere Wahrnehmung und Imagination und entwickelt ein Spiel mit Farb- und Lichtmustern, die das Ausgangsphänomen transformieren. Das scheinbar vertraute Motiv einer Großstadt in der Nacht wird aufgelöst in reine Farbeindrücke. Es geht nicht mehr darum, das fehlende Tageslicht zu ersetzen und Dinge sichtbar zu machen, sondern nur noch um die eigene künstliche Welt, die durch Licht und Farben gebildet wird.
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Fusion aus Licht, Malerei, Skulptur, Textil und Bewegung, die einen eigenen Raum schafft und durch ihre verschiedenen Lagen ein Spiel mit der Dreidimensionalität eingeht. Die sich mit ihren organischen Texturen überlagernden transparenten Ebenen aus Chiffon, Organza und einem zweilagigen Dévoré schaffen den Eindruck eines „URBAN KALEIDOSCOPE“, das sich mit jedem Blickwinkel verändert. Außen und Innen sind nicht mehr klar zu unterscheiden, sowohl was das Objekt als auch was das Motiv betrifft.
Aufgrund der Leichtigkeit des Materials werden die herabhängenden Stoffflächen mit jedem Windzug in Bewegung versetzt und laden durch ihre transparente, natürliche Materialität den Betrachter dazu ein, den verschiedenen Bildebenen nachzugehen und sinnliche Entdeckungen zu machen.