Wintersemester 2016/2017, BA/MA Textil- und Material-Design Färben+

Drei Arten die Zirbe zu sehen

Die Zirbe, auch die „Königin der Alpen“ genannt, trägt den Namen völlig zu Recht. Sie ist witterungsbeständig, entzieht dem Boden fast keine Nährstoffe und ist dort heimisch, wo nur die Widerstandsfähigsten überleben, nämlich auf Höhen von bis zu 2200 Metern. Außerdem sind ihre multifunktionalen Eigenschaften in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Ursprünglich nur im Kontext einer alpenländischen Traditionslandschaft wahrgenommen, ist sie inzwischen zu einem gefragten Exportgut avanciert und eindeutig in der Moderne angekommen.

 

Die prägnanteste Eigenschaft des Zirbenholzes ist sein angenehmer, frischer und leicht harziger Duft. Seine ätherischen Bestandteile haben zugleich therapeutische Wirkungen: sie regulieren die Herzfrequenz und Kreislauffunktionen, verbessern die Schlafqualität und sollen dem Holz auch antimikrobielle Eigenschaften verleihen. Kein Wunder, dass es besonders beim Bau von Betten und Kleiderschränken Verwendung findet, während die anfallenden oder extra produzierten Hobellocken z.B. als Füllmaterial von Kissen genutzt werden. Gesundheitsfördernd für den Mensch, gesundheitsschädigend für die Motte - perfekt.

 

Dieses Projekt nimmt jedoch Abstand von den schon etablierten Nutzungsformen des Holzes und versucht, sein Potential auf einer grundsätzlicheren Ebene zu untersuchen. Hierbei wurden drei unterschiedliche Richtungen eingeschlagen.

 

Die Technik des Nähens, die üblicherweise mit einem weichen Textil assoziiert wird, eignet sich auch dazu, Hobellocken zu einer Fläche zu verbinden. Holz zu nähen eröffnet viele neue Möglichkeiten. Die ersten Versuche, ein Textil aus Holz zu schaffen, münden in die Idee von flexibler Meterware als Trägerelement, das in verschiedensten Anwendungsbereichen eingesetzt werden kann. Das bisherige Einsatzgebiet von Holz liegt meist in stabilen Konstruktionen, in denen es optisch schwer und hart wirkt. Das Holztextil hingegen ist leicht und beweglich.

 

Holzlocken können alternativ zu tierischen oder synthetischen Materialien als weiches Füllmaterial verwendet werden. Luftdurchlässige Textilien erhalten dadurch duftende Oberflächen. Mit in unterschiedlichen Mustern absteppbaren Kammern lassen sich dreidimensionale Strukturen bilden und experimentelle Variationen innerhalb des klassischen Anwendungsbereiches von Daunenmaterial erproben. Besonders großes Potenzial haben diese Materialkombinationen im Bereich der Innenarchitektur, bei Wandverkleidungen und bei Möbelpolsterungen, da sie nicht nur eine gestalterische Komponente bilden, sondern sich auch positiv auf das Raumklima und die Akustik auswirken.

 

Holz ist ein wertvoller natürlicher Rohstoff, aber bei seiner Verarbeitung fällt auch immer Restmaterial an, das als Abfall entsorgt wird. Seine mögliche Weiterverwendung ist ein grundsätzliches Thema. In der dritten Untersuchung wurde der Rohstoff Sägemehl mit Hilfe natürlicher Bindemitteln und Farbpigmente in ästhetisch ansprechende, wertvolle Flächen verwandelt, die sich z.B. als modulare Holzpaneele einsetzen lassen.

 

Die in diesem Projekt entstandenen Produkte sind nicht nur mit Zirbenholz denkbar, vielmehr könnten die entwickelten Techniken auch auf andere Nadelbaumarten oder sogar behandeltes und nicht mehr einfach zu recycelndes Altholz übertragen werden, womit sie zu einer systematischen Nutzung sonst als Abfall entsorgter Materialien beitragen würden.

ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
Rohstoff
Rohstoff

Alle Rechte vorbehalten Esther Kaya Stögerer
Probe
Probe

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Rohstoff Farbe
Rohstoff Farbe

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Holzpaneele
Holzpaneele

Alle Rechte vorbehalten Esther Kaya Stögerer
Zirbentextil
Zirbentextil

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Zirbentextil
Zirbentextil

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Zirbendaune
Zirbendaune

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