Wintersemester 2015/2016, BA/MA Textil- und Material-Design

CROSS SECTION

Ein Strauß Blumen in einer Vase, ein vertrautes Bild unseres Alltags. Pflanzen in der Art, die es beim Blumenhändler um die Ecke gibt oder an der Kasse von Kaisers. Eigentlich fast ein standardisiertes Massenprodukt, dessen Naturhaftigkeit kaum noch zum Ausdruck kommt. Trotzdem bergen auch sie ein faszinierendes, eigenes Innenleben.

“cross section“ bedeutet in der Biologie die Entnahme eines Präparates aus einem Querschnitt sowie das Freilegen einer Struktur oder Form durch den geraden Schnitt, insbesondere im rechten Winkel zur Achse. Von der Wahrnehmung der vollständigen Blume kommt es zum Wechsel in der Ebene. Es wird eine mikroskopische Landschaft der Leitbündel sichtbar. Im Querschnitt, und somit im Fokus der Arbeit, erscheint hier auch nicht die Blüte, sondern der sonst unbeachtete Stiel. Dort befinden sich nur unter dem Mikroskop erkennbare einzigartige Muster. Sie werden gebildet aus zur Oberfläche senkrechten, bündelförmigen Strängen, den sogenannten Leitbündeln. Ein Leitbündel besteht wiederum aus einem wasserleitenden Holzteil (Xylem) und dem die Nährstoffe (Assimilate) transportierenden Siebteil (Bastteil, Phloem) mit den Siebröhren.

Der künstliche, technische Einschnitt macht die Visualität des Objekts modellhaft und erzeugt die Abstraktion, auf der diese Arbeit basiert. Die Muster des Blütenpflanzenstiels finden sich stark vergrößert auf 60 x 80 cm großen Plexiglasscheiben wieder, auf denen die organischen Strukturen eingraviert bzw. ihre Formen ausgeschnitten sind. Hintereinander geschichtet bilden sie eine dreidimensionale Collage, in der die Natur in Fragmente zerlegt und durch die räumliche Komposition in eine in neue, künstliche Wirklichkeit gebracht wird. Es kommt zu einer Modellierung der Natur, doch durch die Vergrößerung und künstlerische Umsetzung wird sie uns zugleich auch näher gebracht.

Zwei solcher Raumkörper stehen sich gegenüber. Ihr abstrahierter und ästhetischer Charakter wird ergänzt durch die sich ergebenden unterschiedlichen Lichtwirkungen, im einen Fall durch das Tageslicht, im anderen durch LEDs. Sie machen eine andere, neue Wirklichkeit sichtbar. Die blaue Farbe, die Transparenz und das Material verbinden sich zu einer technikversierten Formensprache, die eine sich aufspaltende Sicht der Welt repräsentiert. Es geht hier nicht um das Näherbringen naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern um ihre Inszenierung. In deren Künstlichkeit spiegelt sich die künstliche Erzeugung unserer „Waren“.

 

 

A bouquet of flowers in a vase , a common picture in our normal course of life. You can get plants of the same kind everywhere, from the florist around the corner to the cash desk from Kaisers. Actually they are almost a standardized staple article, which has lost its naturalness. However, they hold their own fascinating inner life.

“cross section“ means a surface or shape that is or would be exposed by making a straight cut through something, especially at right angles to an axis. From the perception of the whole flower to a change of perspective. The microscopical landscape of the vascular bundle is getting visible. In the cross section and consequently in the focus of the work is not the blossom but the unnoticed stalk of the plant. Under the microscope you can see the exposed unique patterns of the open cut vascular bundles.

The artificial and technical incision leads to an exemplary view of the object. It creates an abstraction of it’s own natural qualities. The newly formed patterns are strongly heightened on the 60 x 80 cm big plexiglass panels . Their organic structure is engraved and cut into each plate of the finished work. The panels are connected in a series and hence immediately inflate the space of the room. The spatial composition disassembled the nature into fragments and shifts you into a new simulated point of view. Through the enlargement and the artistic realization, the feeling of the nature drifted further away and comes closer at the same time. The work does not have the aim to teach you scientific knowledge but rather the staging of that. Its own artificiality reflects our artificial way of producing our “products“.

Teilnehmer Rebecca Theresa Schedler
Betreuung Prof. Dr. Zane Berzina, Josefine Düring
ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Textil- und Material-Design
CROSS SECTION
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Alle Rechte vorbehalten Rebecca Schedler
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Alle Rechte vorbehalten Rebecca Schedler
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