Lehrangebote

Prof. Dr. Jörg Petruschat

Theorie und Geschichte

Forschungsprojekt

Make Space

Wir wollen Räume schaffen, die leicht aufzubauen, zu ergänzen, umzubauen sind: eine temporäre Architektur, die nicht mit dem Boden verwachsen ist, flexibel und dennoch haltbar und nachhaltig. Die Technologien sind reif für ein wenig aufwendiges Bauen mit klug projektierten Halbzeugen und einfach zu verarbeitenden Materialien, Techniken und Ausstattung. Diese Räume sollen in ihrer Herstellung und ihrem Unterhalt die Umwelt möglichst gering belasten. Wir wollen keine konfektionierten Lösungen, sondern Vorschläge erarbeiten für den Enthusiasmus und die Bereitschaft aller, die an bezahlbaren Wohn- und Arbeitsräumen interessiert sind. Wenn selbst gebaut wird, entstehen immer passende Räume und so entsteht auch eine Verantwortung für den Ort. Und: Wir wollen schnell im 1:1 Prototyping testen und entwickeln - Konstruktionen, Strukturen, Organisationsformen, Finanzierungsmodelle.

Der Hintergrund
Seit Jahren werden bezahlbare Räume für das Wohnen und Arbeiten in den großen Städten immer knapper. Alle die studieren, kennen die prekären Zustände. Unser Wunsch, Flüchtlinge aufzunehmen, spitzt diese Situation gegenwärtig noch zu. Es gibt eine Krise, aber es gibt auch eine aufgeschlossene Politik und viel Unterstützung aus allen Bevölkerungsgruppen. Die Zeit ist günstig für unkonventionelle und neuartige Lösungen - jenseits von Zeltlagern und Notunterkünften in Containersiedlungen, die wie Fremdkörper im Umfeld stecken.
Es gibt viele freie Flächen in den Städten, diese wollen wir nutzen, nicht abschotten, sondern öffnen. Nicht allein für die Geflüchteten, sondern auch für Studierende, Gründer und für alle, die auf dem etablierten Immobilienmarkt keinen Zugang zu bezahlbarem Wohn- und Arbeitsräumen haben. Erst die Ausgrenzung bestimmter Gruppen schafft Angriffsflächen und Lagersituationen.

Kulturelles Konzept
Wir stellen uns eine Mischung der Bewohner, der Kulturen vor. Wir wollen keine reinen Wohnhäuser, wir wollen in der Stadt Kristallisationskerne schaffen, an denen Wohnen, kleingewerbliche Produktion, bezahlbare Gastronomie, kulturelle Angeboten zu Anziehungspunkten werden, zu Orten, die gern besucht werden, an denen gern gelebt wird - durchsetzt und überwuchert mit Grün, das Schatten spendet und ernährt, mit einem klugen Energiemanagement, bauphysikalisch einwandfrei, solide und flexibel, ressourcensparend ohne bloß High-Tech zu sein.

Wirtschaftliche Einbettung
Unsere wirtschaftliche Idee ist: Das geht nur, wenn wir auf Flächen bauen, die von der Kommune oder anderen Grundstückseigner "geliehen" werden: als Pacht in befristeten Zeiträumen. Wenn wir aber Grund und Boden leihen, dann können wir nur temporär bauen, mit kleinen Punktfundamenten, Tragestrukturen, die offen für Anschlüsse sind und deren Einbauten mehrfach genutzt werden können. Was wir an einen Ort stellen, das muss auch wieder revidiert werden können. Wie die Erde, die wir - wie es heisst - auch nur geliehen haben für die Zeit unserer Existenz. Das Projekt soll eine deutliche Alternative sein zur bloß profitorientierten Verwertung von Immobilien.

Kontext und Erfahrungen
Im Bereich des temporären und flexiblen Bauens gibt es bereits ein breites Spektrum an Lösungen - »Tinyhouses«, das »Wikihouse-Project«, Entwürfe mit Seecontainern bis hin zu industriell vorgefertigten Wohnmodulen, die für spezielle Bedürfnisse auch individuell konfiguriert werden können. Alle diese Lösungen verkörpern Intelligenz, wir wollen von ihnen lernen, aber auch die Mängel überwinden, um die von uns beabsichtigten Wirkungen zu erreichen.

Vorgehensweise - Fokus im ersten Abschnitt
Wir werden dazu eine OpenSource-Plattform einrichten, auf der wir in einem ersten Schritt unsere Forschungen zum "Selfmade Urbanism", zum Bauen in Gemeinschaftsinitiative und für selbstbestimmte Orte in der Stadt zusammentragen und - wenn möglich mit den Akteuren vor Ort - analysieren, um unser eigenes Projekt nach vorn zu treiben und weiter zu entwickeln.

Wir gehen davon aus, dass es nicht die eine Lösung geben wird. Vielmehr möchten wir neue Perspektiven öffnen, Alternativen aufzeigen, und dabei sofort unsere Gedanken, unsere Baupläne, Anleitungen, die Statik, Gutachten, kurz: alle Quellen offenlegen.

Ausblick
Wir möchten erreichen, dass unsere Initiative sich ausdehnt und die Plattform dazu beiträgt, Akteure, Experten und Ressourcen zusammenzubringen. Wir sind überzeugt davon, dass unser online sichtbar gemachtes Engagement, unser gesammeltes Wissen und die Erfahrungen unserer Community sehr viel bewegen kann und ein guter Startpunkt für alle sind, bei unserem Projekt mitzuarbeiten.

Wir möchten tatsächlich bauen: 1:1 im Prototyp und dann beobachten, wie diese ersten Prototypen in der Nutzung sich bewähren. Das heisst: Wir werden Partner aus der Kommune für uns gewinnen, Hersteller begeistern, Gelder akquirieren, dabei immer wieder die Entwürfe präsentieren und unser Vorgehen debattieren, Öffentlichkeit erzeugen. Wir verbinden dabei Praktiken des Social Design mit avancierten Kommunikationskonzepten, wir nutzen digitale Planungstools und ein breites Spektrum an Technologien und Handwerken für das Prototyping unserer Entwürfe.

Das Projekt ist kooperativ angelegt - Akteure an der Fachhochschule in Potsdam möchten mit uns an der Kunsthochschule in Berlin zusammenarbeiten. In Potsdam können wir für den Prototypenbau Werkstätten und eine große Halle nutzen, dort wurde bereits »hands-on« begonnen und es soll sehr schnell im Maßstab 1:1 experimentiert werden. Der Plan dort sieht vor, bereits im November die ersten Prototypen zur Diskussion zu stellen. In Berlin werden wir vor allem mit Forschung zu benachbarten Projekten und mit der Kommunikation des Vorhabens beginnen.

In einem zweiten Schritt sollten die Prototypen rasch im Freien aufgestellt werden, um zu erproben, wie das Miteinander von Studierenden und Geflüchteten beim Bauen, Wohnen, Arbeiten funktioniert, welche baulichen und organisatorischen Strukturen dabei entstehen und wie flexibel und solide denn tatsächlich die Entwürfe sind. Wir werden uns nicht nur um das Bauliche, sondern auch um das Interieur kümmern, zusehen und entscheiden, auf welche fertigen Lösungen wir zurückgreifen können und welche wir neu entwerfen müssen. Vielleicht im Gestus der Hartz-vier-Möbel, nur eben nicht allein für Möbel, sondern für alles, was im Haushalt und im städtischen Raum wünschenswert ist und im DIY hergestellt werden kann.

Wir beginnen nicht bei Null. In der Kunsthochschule Berlin sind seit einiger Zeit Projekte mit Geflüchteten am Laufen, die wollen wir weiter tragen und weiter entwickeln, unterstützt von Steffen Schuhmann, Barbara Schmidt und Jörg Petruschat. Wir werden sehen, wer noch dazu kommt.

In Potsdam knüpfen wir an Projekte und Forschungsarbeiten zum kostengünstigen, Ressourcen schonenden und modularen Bauen, zum mobilen Wohnen und zu Minimalhäusern an.

In Potsdam wird das Projekt getragen von Holger Jahn, unterstützt durch ProfessorInnen und Studierenden aus den Studiengängen Produkt-, Interface- und Kommunikationsdesign, sowie dem Bauingenieurswesen.

Das Projekt ist offen für Studierende und Lehrende aus allen Kunst- und Gestaltungsfachgebieten.
An beiden Hochschulen werden Teams gebildet, die sowohl eigenständig arbeiten, als auch eng miteinander kooperieren können, um ihre Vorhaben abstimmen werden.

»Make Space« ist zunächst nicht mehr als ein gemeinsames Dach, steht für eine gemeinsame Agenda und Zielstellung am Beginn.

Aufgrund der Exkursion der Visuellen Kommunikation nach Sauen und dem anschließenden Portfolio-Workshop mit Geflüchteten, habe ich bisher gplant, mit dem Projekt erst am 06.11.2015 zu starten. Ein früherer Beginn ist gewünscht und von meiner Seite her möglich, wenn sich eine hinreichend grosse Gruppe von Interessierten (mind. 5) findet. Bitte über incom anmelden.

»Make Space« ist ein Projekt im Rahmen von "DoItYourself" (Ltg. Prof. Steffen Schuhmann)

Wintersemester 2015/2016

2. Studienabschnitt

Wochentag(e) : freitags

Turnus : 14-tägig

Zeit: 14.00 h – 18.00 h

Beginn : 06.11.15

Ende : 05.02.15

Ort : Mart Stam Raum, G1.01


Teilnahme (Pflicht / Wahlpflicht / Wahl) : Wahl

Anmeldung : über incom

Teilnehmerzahl : 15 (0)

Projekte : bermudagarten

Wochenstunden : 2