Wintersemester 2015/2016, BA/MA Textil- und Material-Design

Faltflächen

Faltflächen

Modullösungen für faltbare Flächen

 

 

Faltprinzipien kommen praktisch überall in der Natur vor. Sie sind im Projekt Faltflächen verbunden mit einer abstrakteren, konstruktiven Form des traditionellen japanischen Origami. Dieses ermöglicht komplexe, flexibel einsetzbare Faltungen, die auch wiederholend funktionieren, d.h. beliebig aneinander angesetzt oder erweitert werden können. Faltflächen untersucht die Möglichkeiten, die sich aus Faltungen = Platzersparnis und Modularität = Erweiterung ergeben. Eine einfache Faltform ist ein Modul; je einfacher die Faltform, desto leichter lässt sie sich als Modul aneinander ansetzen und so zu einer beliebig großen Fläche erweitern. Die Herausforderung dabei ist: wie können die Einzelmodule sinnvoll aneinander angesetzt werden, dass die Faltung möglich ist/bleibt und sich eine zusammenhängende Fläche ergibt? Möglich ist dies zum Beispiel bei der sogenannten „Sattelfläche“ (korrekt Hyperbolisches Paraboloid), eine Form, die durch konzentrische Faltung gegenläufige Kurven erhält, welche eine faszinierende Spannung und Flexibilität erzeugen. Durch Faltung dieser Form entstehen an architektonische Landschaften erinnernde Flächen mit Wölbungen, Tälern, Schatten- und Lichtflächen. Verschiedene Faltformen geben eine eigene Bewegung vor, in der sich die Faltung zur Fläche öffnet: ein Sechseck wird quer aufgeklappt, ein Dreieck auseinandergezogen, ebenso wie ein Rechteck. Die Sattelfläche ist biegsam und flexibel, sie kann auseinander gezogen, geklappt und gedreht werden. Sie behält in sich so viel Spannung, dass ein spielerischer Moment entsteht. Bei allen wird durch die Bewegung die Zweite mit der dritten Dimension verbunden.

Zunächst in Papier gefaltet, stellte sich die Frage nach dem Material, denn dieses ist von entscheidender Bedeutung: vielfaches Falten führt zu Materialermüdung oder sogar –Bruch. Gefunden werden musste ein Material, das langlebig und ästhetisch ist, wenig oder keine Materialermüdung zeigt und außerdem trotz seiner Faltbarkeit Stabilität behält.

Die Lösung lag im Verstärken von Textil mit Hilfe von Acrodur®, einem Acrylatharz auf Wasserbasis, das in der relativ mühelosen und flexiblen Technik des Siebdruckverfahrens aufgetragen wird. Die entscheidenden Vorteile beim Siebdruck sind das einfache und präzise Auftragen und die Freiheit in der Druckform. Als Einschränkung ist zu nennen, dass nur Naturfasern genügend Acrodur® aufnehmen, um die entsprechende Versteifung zu gewährleisten. Technisch wird Acrodur® aufgedruckt und dann mit der Heißpresse verhärtet. Es verändert damit das Textil nachhaltig, allerdings unterschiedlich je nach Rohstoff, Stärke und Qualität des Textils. In Versuchreihen wurde erprobt, welches Textil auf welche Weise Acrodur® aufnehmen kann. Zur besseren Vergleichbarkeit ist die Auswahl auf eine Faltform reduziert: die des Hyperbolischen Paraboloids - der Sattelfläche, da sie von allen Formen am interessantesten ist und im Hinblick auf das Erreichen einer geschlossenen Fläche am besten funktioniert. Ausprobiert wurde alles von festem Leinen, über dicht gewebte Baumwolle, leichte Baumwollqualitäten bis hin zu leichter, durchscheinender Seide. Praktisch sind die versteiften Stellen dann die Flächen der Faltung und die Unversteiften die Faltkanten. Dabei hat sich gezeigt, dass nicht allein die Stoffqualität von Bedeutung für die Machbarkeit der Faltung ist, sondern auch der Maßstab der Druckform im Verhältnis zur Stoffqualität: je fester und dicker der Stoff, desto größer muss der Maßstab der Form sein.

Im Ergebnis dieser Überlegungen sind drei Stoffbahnen in den Maßen 80 cm x 180 cm entstanden, auf denen im Rapport die Druckform für die Sattelfläche aufgedruckt ist: auf einem festen grauen Leinenstoff ein großformatiges Muster in Grau auf der einen und einem milden Grün auf der anderen Seite. Gefaltet ergibt sich eine grobe Struktur, die als Wandverkleidung für Schallschutz, funktionales Akustikelement oder Dämmung gut vorstellbar ist. Eine mittelgroße Faltung in einem leichten Baumwollstoff in den Farben gelb, grau und lila, welche haptisch und optisch zum Spielen und Bewegen einlädt und das Erlebnis der Faltung am besten verdeutlicht. Die dritte Bahn besteht aus einem leichten hellen Seidengewebe, bedruckt mit einem kleinformatigen Muster in Grau, dessen Feinheit an Applikationen auf dem Körper denken lässt und an eine Robe mit geometrisch-avantgardistischer Formgebung erinnert.

In einer Zukunftsvision wäre eine ganze Wand im Innenbereich denkbar, die durch ihre Faltung Funktionen übernehmen könnte, wie ein temporärer Sichtschutz, eine Akustikwand mit entweder schallabsorbierender oder -unterstützender Wirkung. Da Sattelflächen durch ihre Spannung im Zusammenhang mit extremer Stabilität und Leichtigkeit bestechen, wäre außerdem ein faltbares Dach für den Außenbereich denkbar.

Participants Johanna Dreysse
Supervision Prof. Dr. Zane Berzina, Josefine Düring
Project categorySemester Project Project subjects BA/MA Textil- und Material-Design
Faltflächen 6
Faltflächen 6

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 2
Faltflächen 2

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 4
Faltflächen 4

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 5
Faltflächen 5

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 3
Faltflächen 3

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 1
Faltflächen 1

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 7
Faltflächen 7

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 8
Faltflächen 8

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse
Faltflächen 8
Faltflächen 8

Alle Rechte vorbehalten Johanna Dreysse